Nachforschungsgenehmigung in Hessen nach dem 25.02.2011

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andy_et
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Nachforschungsgenehmigung in Hessen nach dem 25.02.2011

Beitrag von andy_et » 18.06.2011 15:00

Hallo zusammen,

ich bin neu hier. Mein Name ist Andy, bin 35 Jahre alt und wohne im Rhein/Main-Gebiet (Hessen). In den letzten Jahren habe ich mich immer wieder einmal damit beschäftigt mit dem Sondeln anzufangen. Die fehlende Zeit hinderte mich jedoch daran. Es geriet dann in Vergessenheit, bis ich zufällig vor kurzem über eine Sondel-Homepage gestolpert bin.

Nun hätte ich mal wieder Zeit. Für mich kommt dann auch nur legales Sondeln in Frage.
Für das legale Sondeln benötige ich also die Nachforschungsgenehmigung vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Dieses hat am 25.02.2011 eine neue Richtlinie für das Nachforschen herausgebracht. Diese Richtlinie beinhaltet Bedingungen und Auflagen welche nicht unerheblich sind. Außerdem gilt die
Suchgenehmigung nur für ein Jahr.

Hat von Euch jemand nach dem 25.02.2011 eine NFG in Hessen beantragt?
War das besonders schwer?

Würde mich wirklich interessieren.

Gruß

Andy

Walter Franke
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Beitrag von Walter Franke » 20.06.2011 09:06

Hallo Andy,

als erstes benötigst Du einen Antrag, es geht auch formlos, aber beim ersten Antrag ist es doch hilfreich, wenn man ein Antragsformular hat und das nur auszufüllen braucht.

Den Antrag bekommst Du per E-MAil von mir unter phoenixrheinmain@t-online.de

Den füllst Du aus und sendest ihn ab, die Adresse ist schon im Antrag enthalten.

Nach einiger Zeit wirst Du zu einem Gespräch eingeladen und bekommst dann Deine NFG. Im ersten Jahr beinhaltet die NFG meistens nicht die Suche mit einem Metalldetektor, sondern nur die Lesesuche auf Ackeroberflächen.

Im zweiten Jahr gibt es dann die NFG mit Detektoreinsatz.

Es wird von Dir ein eigenes Projekt gefordert, welches eine wissenschaftliche Fragestellung enthalten soll, weswegen Du eien Nachforschung durchführen wiillst.

Hast Du kein eigenes Projekt, dann kannst Du Dich an bestehenden Projekten beteiligen. Lasse Dir ein paar Projekte vorschlagen und wähle dann eines aus, was Dir am besten passt.

Schaue Dir auch mal unsere HP an: www.phoenixrheinmain.de.

Es gibt im Rhein-Main-Gebiet auch zwei Stammtische, einen in Wiesbaden und unseren Stammtisch in Liederbach bei FFM-Höchst. Nächster Stammtisch bei uns ist diese Woche am Mittwoch ab 19.00 Uhr in der Gaststätte Rudolph, Alt-Niederhofheim 30 in Liederbach.

Auf unserer HP steht noch eine alte Adresse, die muss noch geändert werden.

Viele Grüße

Walter

andy_et
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Beitrag von andy_et » 20.06.2011 18:59

Hallo Walter,

vielen Dank für die wichtigen Informationen.

Was versteht man unter Lesesuche auf Ackeroberflächen?
Kann man auf Ackeroberflächen durch einfaches Lesen ohne Metalldetektor etwas finden?

Viele Grüße

Andy

Drachentöter

Beitrag von Drachentöter » 20.06.2011 19:34

Hallo Andy, unter Lesesuche versteht man allgemein die Suche mit den Augen, ohne Zuhilfenahme technischer Gerätschaften. Den Acker Reihe für Reihe ablaufen und alles an der Oberfläche sichtbare ablesen.
Da hier kein Bodeneingriff durch die Suche stattfindet, auch wenn der Bauer bis 40 cm tiefe alles kleinpflügt, ist damit das Risiko der unsachgemäßen
Bergung archäologischer Objekte minimiert.

Gruß Micha

andy_et
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Beitrag von andy_et » 20.06.2011 21:50

Hallo Micha,

(auch wenn der Bauer bis 40cm alles kleinpflügt) das ist eine sehr drastische Darstellung. Und genau das ist eine Sache, die mich beschäftigt. Einerseits nimmt man in kauf, wertvolle Bodendenkmäler durch das Pflügen von Äckern komplett zu zerstören, andererseits darf ich im ersten Jahr auf dem Acker „nur“ die Dinge auflesen die ich sehen kann, ohne graben zu dürfen. Dies fällt mir nicht leicht das zu verstehen, andererseits sehe ich aber auch ein, dass es nicht in Ordnung ist nach Schätzen aus reiner Gier zu graben und dabei das Bodendenkmal zu zerstören.

Ich wohne in einer Ortschaft, in der bis heute sehr wenig gefunden wurde. Und wenn etwas gefunden wurde, dann diverse Kleinigkeiten aus der Römerzeit. Diese wurden in der Zeitung offiziell ganz beiläufig erwähnt. Das kann aber nicht alles sein. Ich habe den Eindruck, dass es bei uns viel mehr zu entdecken gibt.

Mein nächstes Ziel wird jetzt erst einmal der Heimatverein sein. Dort werde ich mir weitere Informationen bezüglich unserer Ortschronik einholen. Diverse Karten aus Mittelalterlicher Zeit wurden mir schon zugesagt. Wenn ich schon zu einem Termin eingeladen werde, möchte ich von Anfang an mein Ziel klar abstecken und wissen wovon ich rede. Vielleicht besteht dann die Möglichkeit direkt mit dem Sondeln anfangen zu können.

Eine weitere Frage die ich hätte:
Ihr Leute, die mir Antwort gebt, seid Ihr Hobby Archäologen oder macht Ihr das beruflich?

Viele Grüße

Andy

Walter Franke
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Beitrag von Walter Franke » 21.06.2011 06:21

Moin Andy,

habe ich vergessen zu schreiben. Man wünscht Seitens des LfDH, dass die Antragsteller Mitglied in einem Heimatverein sind, wenn Du also dich dort erkundigst, dann nimm gleich einen Aufnahmeantrag mit um dem Verein beizutreten.

In der Tat ist es möglich auch gleich eine NFG für die Suche mit einem Detektor zu bekommen, das hängt von Deinem Verhandlungsgeschick ab.

Mit der NFG ohne Detektor will man feststellen, ob Du auch die Fundmeldungen richtig ausfüllst und mit den Fundortkordinaten zurecht kommst und zuverlässsig arbeitest.

Ich bin Sondengänger, als Hobby-Archäologe würde ich mich nicht bezeichnen, da bei Hauptaugenmerk auf der Erforschung von Altsttraßen liegt. Ich habe 1999/2000 in Hessen vor dem Verwaltungsgericht die Ausstellung von NFG erstritten, vorher gab es in Hessen keine NFG und ich bin Vorsitzender des gemeinützigen Geschichstforschungsvereins ARGUS e. V. mit Sitz in Wiesbaden, bin Mitglied im Föderverein Stadtmuseum Wiesbaden und bei der Archäologischen Gesellschaft Hessen.

Viele Grüße

Walter

andy_et
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Beitrag von andy_et » 21.06.2011 17:34

Hallo Walter,

ich möchte nicht nerven, aber ich habe noch ein paar einfache Fragen.

1. Um Fundkoordinaten richtig zu erstellen benötige ich ein GPS-Gerät?
2. Wie sieht so ein Formblatt / Fundmeldungsblatt aus?
3. Hast Du für mich mal ein Beispiel?
4. Muß ich zum Ausfüllen des Formblattes Pläne vom Katasteramt ziehen?

5. Wenn ich erfahren will, welchem Bauer welcher Acker gehört, habe ich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich gehe direkt zum Bauern zu seinem Hof, oder passe ihn auf dem Feld ab. Gibt es da noch eine weitere Möglichkeit?

6. Die Lesung auf dem Acker darf nur mit Genehmigung vom Bauern erfolgen?

7. Altstrassen sind auch interessant. Liegen diese nicht meistens im Wald?
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist doch die Suche im Wald nicht gestattet, bis auf wenige Ausnahmen.

Viele Grüße

Andy

Walter Franke
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Beitrag von Walter Franke » 22.06.2011 06:02

Moin Andy,

1. Um Fundkoordinaten richtig zu erstellen benötige ich ein GPS-Gerät?

Nicht unbedingt, Du kannst Di Koordinate auch anhand des Gauß-GRüger-Gitters auf der 1:25.000 topografischen Karte ermitteln.

2. Wie sieht so ein Formblatt / Fundmeldungsblatt aus?
3. Hast Du für mich mal ein Beispiel?

Gibt es bei mir per E-Mail.

4. Muß ich zum Ausfüllen des Formblattes Pläne vom Katasteramt ziehen?
Nein, wir nehmen immer einen Ausschnitt aus der digitalen 1:25.000 Topo-Kartte. Katasterpläne sind nur hilfreich, wenn flächige Dokumentationen erfolgen sollen, wie z. B. bei der Schlachtfeldarchäologie oder wenn Du ein flächiges Bodendenkmal absuchst. Für die normalen Streufunde ist die topo-Karte ausreichend.


5. Wenn ich erfahren will, welchem Bauer welcher Acker gehört, habe ich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich gehe direkt zum Bauern zu seinem Hof, oder passe ihn auf dem Feld ab. Gibt es da noch eine weitere Möglichkeit?

Du kannst Dir bei der Gemeindeverwaltung die Tel. Nr. des Ortsbauern geben lassen und ihn dann fragen, wen der jeweilige Acker gehört.

6. Die Lesung auf dem Acker darf nur mit Genehmigung vom Bauern erfolgen?
Muss nicht sein, da das Betreten in der fruchtfreien Zeit erlaubt ist, wenn eingesät ist, ist die Zeit der LEsesuche vorbei.

7. Altstrassen sind auch interessant. Liegen diese nicht meistens im Wald?
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist doch die Suche im Wald nicht gestattet, bis auf wenige Ausnahmen.

Nein, im Wald sind sie nur besser sichtbar. Im Übrigen muss man für die Kartierung der Altsraßen nicht mit dem MD suchen gehen, die Altstraßen hinterlassen in der Kleintopografie des Bodens ihre Spuren und zweitens gibt es auch NFG für die Waldsuche in Hessen.

Viele Grüße

Walter

andy_et
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Beitrag von andy_et » 23.06.2011 08:39

Hallo Walter,

1. Wo bekomme ich die digitale topografische Karte her?
Kostet diese etwas, kann ich mir die irgendwo runterladen?

2. Bitte schicke mir mal ein Formblatt/Fundmeldungsblatt an
op.andy@gmx.de

3. Wenn man mit dem MD auf Altstraßen nicht suchen muß,
heißt das für mich, die Hinterlassenschaften unserer früheren
Generationen liegen direkt auf der Oberfläche. Man muß sich
nur noch bücken und diese aufheben.

Übrigens habe ich ein Mitglied des ansässigen Heimatvereins
aufgesucht. Er gab mir sehr wertvolle Hinweise.
Außerdem besorgte ich mir ein Buch mit der Chronik unserer Ortschaft, die zurückreicht bis 6000 v. Chr.

So langsam wird es interessanter.

Viele Grüße

Andy

Walter Franke
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Beitrag von Walter Franke » 23.06.2011 17:32

:) :) nein, das heißt, dass man die Altstraßen ohne Detektor auffinden kann. Ich dokumentiere Altstraßen, dazu brauche ich keinen Detektor.

Offen liegt da nichts herum.

Vordrucke sind unterwegs.

Viele Grüße

Walter

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Nach der Sondelgenehmigung

Beitrag von andy_et » 26.07.2011 12:39

Hallo zusammen,

ich habe weitere Fragen,

angenommen, ich hätte jetzt die Sondelgenehmigung vom Amt, und ich finde z.B. auf einem Acker eine einzige Münze aus dem Mittelalter. Die Münze gehört dann zur Hälfte mir und zur anderen Hälfte dem Grundstückseigentümer. Wer darf diese dann behalten?

Seid Ihr Euch dann mit dem Grundstückseigentümer einig geworden, oder hat er auch schon einmal auf den Fund (Einzelstück) oder komplett Fund bestanden.

Laßt Ihr Euch vom Grundstückseigentümer das OK zum Sondeln mündlich oder schriftlich geben, oder reicht mündlich aus?

Muß ich jeden Fund, auch wenn es nur eine einzige Münze (z.B. Reichspfennig 2.Weltkrieg), dem Amt für Denkmalschutz melden?


Viele Grüße

Andy

Walter Franke
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Beitrag von Walter Franke » 28.07.2011 10:44

Moin Andy,

die Münze gehört Dir und dem Grundstückseigentümer zusammen, falls sie nicht von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung ist, dann gehört sie dem Land Hessen.

Wie Ihr Euch im Fal 1 einigt ist Eurer Bier, im Fall zwei bekommst Du vom Land Hessen eine angemessene Belohnung -was immer das heißen mag.

Landwirte verzichten meistens auf das Eigentumsrecht an den Funden. Die meisten betonen jedoch, dass sie nur an Goldmünzen interssiert sind.

Du musst jeden einzelnen archäologischen Fund melden, d h. bei Münzen alles vor dem Jahre 1871.

Viele Grüße

Walter

andy_et
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Beitrag von andy_et » 08.06.2012 22:04

Hallo Walter,
lange nichts mehr voneinander gehört. Das heißt nicht, das daß Thema Sondeln eingeschlafen ist, im Gegenteil. Nach wie vor beschäftige ich mich mit dem Gedanken eines Tages damit anzufangen.
Mir ist letztens etwas aufgefallen. Darf man bei Baustellen den Aushub mit der Sonde absuchen, oder hat da jemand etwas dagegen?

Außerdem fällt mir auf, daß es in diesem Forum immer stiller wird, kann das sein? Es gibt kaum noch Einträge. Aber angeklickt wird z.B. mein Beitrag hier sehr oft. Hängt das mit der Verschärfung für NFG zusammen?

Viele Grüße

Andy

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Beitrag von Walter Franke » 12.06.2012 16:26

Moin Andy,

wenn Du im Aushub nach archäologischen Relikten suchen willst, dann benötigst Du eine NFG. Das Denkmalschutzgesetz sagt nichts über Orte oder Begebenheiten aus. Es gibt also keine Orte / Stellen, an denen man keine NFG braucht, wenn man archäologische Relikte suchen will.

Das es hier ruhig geworden ist liegt an den Machern dieses Forums. Sie sind angetreten die Sondengängerinteressen vertreten zu wollen, aber sie haben dann nur die Interessen der Archäologen vertreten.

Sondengänger wollen einen rechtsverbindlichen Zugang zu NFG, sie wollen eine rechtsverbindliche Reglung des Eigentumsübergangs von Funden und deren Entschädigugen und sie wollen bei Pressepräsentationen udn Ausstellungseröffnungnen mit ihren Funden dabei sein und vorgestellt werden und sie wollen nicht die Formulierung in der Zeitung lesen: Archäologen haben gefunden, wenn Sondengänger es gefunden haben.

Viele Grüße

Walter

andy_et
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Beitrag von andy_et » 01.09.2012 20:30

Hallo Walter,
wenn Du nach Altstraßen suchst, was findest Du da in der Regel?
Bei uns in der Nähe ist z.B. eine Altstraße im Acker, welche über Google noch erkennbar ist. Auf was sollte ich bei einer Begehung ohne Detektor auf diesem Acker besonders achten? Was kann ich dort finden? Gibt es einen Klassiker unter den Funden beim Begehen von Altstraßen?

Viele Grüße

Andy

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