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Verfasst: 25.03.2010 19:22
von jupppo
Hallo nochmal André,

ich stimme fast zu 100% mit Deiner Auffassung überein. Dennoch befürchte ich, hat die Archäologie als Lobby in den letzten Jahren enorm an Einfluß verloren.

Ich sehe die meisten Forderungen weder politisch noch administrativ durchsetzbar, sogern ich manche davon auch sehen würde. Beruflich habe ich das ein oder andere Male mit Politikern auf EU und Landesebene zu tun und spreche sie, wenn es der Rahmen zulässt auch gerne mal auf den Denkmalschutz an.

Mein Eindruck ist jedenfalls, dass das Thema stark an Interesse verliert. Auch auf administrativer Ebene sehe ich eigentlich nur Rückschritte. Zwar wurde viele Rahmenbedingungen seitens der Archäologie geschaffen, allerdings nimmt die Umsetzung doch stark ab.
Waren vor einigen Jahren Forstbeamte, Polizei und Bauern einigermaßen sensibilisiert, habe ich den Eindruck das dies alles wieder eingeschlafen ist.

So sehr ich die leidenschaftliche Arbeit einiger Archäologen und Denkmalschützer bewundere, desto mehr kommt es mir vor wie das Anrennen gegen Windmühlen. Irgendwie tritt alles auf der Stelle und die Leute mit der Scheißegalmentalität hauen eine Propagandading nach dem anderen raus.

Naja, vielleicht brauch ich auch einfach Urlaub...

Verfasst: 26.03.2010 07:16
von Walter Franke
Ich denke, dass da Vieles falsch läuft, weil die Leute in keinsterweise (korrekt) informiert werden, und eventuell ihre einzigen "Informationsquellen" aus dubiosen Bereichen der Szene kommen (damit ist nicht gerade die professionelle Raubgräberszenen gemeint), die man bekanntlich etwas schneller und leichter erreicht, als die von DA, DIGS etc.

Moin,

ich hatte genau das letzte Woche bei meinem Treffen mit dem Vertreter des Sachgebietes Kulturgutschutz in Hessen vorgeschlagen. Zunächst auf Grundlage einer freiwilligen Verpflichtung, sollen alle deutschen Detektorenhändler jedem Detektor eine entsprechende Broschüre beilegen in der über die gesetzlichen Grundlager einer jeder Nachforschung informiert wird.

Spez. an André, der ja mit deutschem Recht immer seine Probleme hat. Eine freiwillige Verpflichtung ist in der deutschen Politik eine Maßnahme um Industrie oder Handel "freiwillig" zu einer Handlungsweise zu bewegen, die ansonsten gesetzlich angeordnet werden würde. Eine gesetzliche Reglung würde im föderalen Deutschland Jahr dauern, wenn sie überhaupt umgesetzt werden würde.

Viele Grüße

Walter

Verfasst: 26.03.2010 10:00
von Archaeos
Walter Franke hat geschrieben:
Moin,

ich hatte genau das letzte Woche bei meinem Treffen mit dem Vertreter des Sachgebietes Kulturgutschutz in Hessen vorgeschlagen. Zunächst auf Grundlage einer freiwilligen Verpflichtung, sollen alle deutschen Detektorenhändler jedem Detektor eine entsprechende Broschüre beilegen in der über die gesetzlichen Grundlager einer jeder Nachforschung informiert wird.
Eine solche Information zur gesetzlichen Lage ist bereits seit 1989 in Frankreich gesetzliche Pflicht. Dennoch wird sie überhaupt nicht beachtet, wenn sie denn dem neu erworbenen Detektor überhaupt beiliegt. Vergiß die Informationsbroschüre, egal ob auf freiwilliger oder legaler Basis, sie ist zu 99,9 % wirkungslos!

Ich habe neulich von einer Registrierungspflicht für sämtliche in Umlauf befindlichen Metalldetektoren geschrieben, um an die Sondenbesitzer ranzukommen. Diese Forderung der Happah findet sich, oh Wunder, auch in einem Dokument wieder, welches der französische Sondengängerverband Fnudem 2007 dem dortigen Kulturministerium überreicht hat. Federführend bei diesem Dokument war Jean-Louis Gerlach, der zur Zeit gewaltig gegen die Denkmalschutzvereinigung Happah hetzt.

Man darf sich heute die berechtigte Frage stellen, ob es ihm mit seinem damaligen Vorschlag einer "Registrierungspflicht" wirklich ernst gemeint war ...
André

Verfasst: 26.03.2010 10:16
von Archaeos
jupppo hat geschrieben:....Dennoch befürchte ich, hat die Archäologie als Lobby in den letzten Jahren enorm an Einfluß verloren.
Thomas,
Die Archäologie hatte noch nie eine starke Lobby. Genau wie der Naturschutz steht der Denkmalschutz bei der Landesplanung und beim Kommerz mit Antiken und Münzen weit hinten an. Das ist aber für uns Archäologen kein Grund, vor den schnöden wirtschaftlichen Interessen einiger zu kapitulieren.

jupppo hat geschrieben:... Waren vor einigen Jahren Forstbeamte, Polizei und Bauern einigermaßen sensibilisiert, habe ich den Eindruck das dies alles wieder eingeschlafen ist.

Die Sensibilisierung der staatlichen Autoritäten darf nicht einmalig sein, sie muss ständig erneuert werden! Deshalb habe ich noch neulich meiner Direktion vorgeschlagen, Aus- und Fortbildungskurse für Polizei und Forstbeamte in Sachen Denkmalschutz durchzuführen, damit diese Beamte wissen, wie sie Denkmalverstösse erkennen und wie sie sich bei mutmaßlichen Denkmalverstössen zu verhalten haben.

Beste Grüße
André

Verfasst: 26.03.2010 20:19
von Walter Franke
Moin,

sensibilisieren von wem?

In den letzten Jahren haben die Bundesländer 10.000 Planstellen bei der Polizei gestrichen - aus Kostenersparnis. Der Rest ist total überaltert.

Da wird mittlerweise nach Prioritäten gearbeitet - ratet mal was keine Priorität hat

Beispiel Hessen: Der staatliche Forstbetrieb wurde Privatisiert. Die Gesellschaft heißt jetzt Hessenforst, Eigentümer ist das Land. Priorität hat die Bewirtschaftung des Waldes und die Erwirtschaftung von Gewinnen aus der Forstwirschaft. Erste Maßnahme, die Anzahl der Revierförster wurde um die Hälfte reduziert.

Waldarbeiter wurden massiv abgebaut. Fremdfirmen mit Holzerntemaschinen erledigen das jetzt.

Viele Grüße

Walter

Verfasst: 11.04.2010 08:08
von pituli
Man darf sich heute die berechtigte Frage stellen, ob es ihm mit seinem damaligen Vorschlag einer "Registrierungspflicht" wirklich ernst gemeint war ...
André[/quote]

Hallo Andre

das bezweifel ich auch.

Auf diesem Weg frag ich Dich mal kurz: Wie geht es Dir denn ? Ich glaube wir haben vor 6 Jahren mal telefoniert. Stimmts ? Damals hast Du mir etwas von einem Berg (keltisch ?) erzählt wo Du mit gern gesehenen Sondengängern absuchtest. Dieser Berg wurde dann systematisch von Fremd- Sondengängern ( Raubgräber ?) durchlöchert. Stimmt das so ?

Momentan macht Herr M Gehrking aus Hessen etwas Wind wir hätten ein dickes Verhältnis. :P Hast Du auch schon davon gehört ? Das ist gelogen.
Bei uns gibt es ein Sprichwort : Wer viel Wind sät wird Sturm ernten.
Demnach dürften dem Herrn eine stürmische Zeit entgegenkommen.
Das ist der mit dem angebl Merowingerschatz abgebildet in der DSM. Das einige Fundstücke davon fränkisch sind fällt da wohl keinem auf. Egal !

Meine allg. Meinung : Weder die "Happah" noch ein neuer "Verband" in Hessen kann eine Veränderung zum Verhältnis zw Sondengänger u Amt herbeiführen. Dazu ist das meiner Ansicht nach zu unprofessionell.

@Lojoer

Jörg, komm mal bitte zum nächsten Stammtisch.

liebe Grüße

Verfasst: 12.04.2010 06:07
von Archaeos
pituli hat geschrieben: Auf diesem Weg frag ich Dich mal kurz: Wie geht es Dir denn ? Ich glaube wir haben vor 6 Jahren mal telefoniert. Stimmts ?
Dazu mehr per PM.
pituli hat geschrieben: Damals hast Du mir etwas von einem Berg (keltisch ?) erzählt wo Du mit gern gesehenen Sondengängern absuchtest. Dieser Berg wurde dann systematisch von Fremd- Sondengängern ( Raubgräber ?) durchlöchert. Stimmt das so ?
Es handelt sich um den Titelberg. Der war aber nie mein Suchgebiet. Seit etlichen Jahren verscheuchen dort ehrenamtliche Mitarbeiter des Luxemburger Museums illegale SG .
pituli hat geschrieben: Momentan macht Herr M Gehrking aus Hessen etwas Wind wir hätten ein dickes Verhältnis. :P Hast Du auch schon davon gehört ? Das ist gelogen.
Nein, noch nichts davon gehört. Wer ist dieser M. Gehrking? Lügen und Verleumdungen sind typische Verhaltensweisen in der Schatzsucherszene, um unbequeme Gegner zu diskreditieren. Davon kann ich ein Liedchen singen.

pituli hat geschrieben: Meine allg. Meinung : Weder die "Happah" noch ein neuer "Verband" in Hessen kann eine Veränderung zum Verhältnis zw Sondengänger u Amt herbeiführen. Dazu ist das meiner Ansicht nach zu unprofessionell.
Man kann und darf einen Denkmalschutzverein wie Happah nicht mit einem Sondengängerverband vergleichen!
Die Happah ist eine Vereinigung, welcher mehrheitlich professionnelle Archäologen angehören und welche die SG-Problematik hervorragend kennen. "Unprofessionnell" ist ein ungeeigneter Begriff, um die Happah zu bezeichnen.
Und wer und was sich in Wirklichkeit hinter so manchen Sondengängervereinen und Verbänden versteckt ist ebenfalls höchst "professionnell". :idea:
Beste Grüsse,
André

Verfasst: 29.06.2010 22:41
von vtmue
Archaeos hat geschrieben:Eine solche Information zur gesetzlichen Lage ist bereits seit 1989 in Frankreich gesetzliche Pflicht. Dennoch wird sie überhaupt nicht beachtet, wenn sie denn dem neu erworbenen Detektor überhaupt beiliegt. Vergiß die Informationsbroschüre, egal ob auf freiwilliger oder legaler Basis, sie ist zu 99,9 % wirkungslos!
Hallo Andre,

wenn ich ueber meine Freunde und Verwandten in F eines gelernt habe, dann, dass das Veraeppeln von Staat und Obrigkeit (Polizei, Finanzamt etc.) dort beliebter Buergersport ungeachtet der sozialen Schicht ist.

Ein Beiblatt mit Hinweis auf gesetztliche Verbote ist uebrigens oft kontraproduktiver als gewuenscht (lies mal "Psychologie des Ueberzeugens" von Robert B. Cialdiani - tolle Lektuere).

Es ist gut, dass auf Tabakwaren Warnhinweise abgedruckt werden. Dass Sonden keine Hinweisblaetter mit sinnvollen Informationen und Warnhinweisen beiliegen, ist da vorsichtig ausgedrueckt schwach.
Der Vollstaendigkeit halber Lob an der Stelle fuer den Eifelsucher, der sich diesbezueglich positiv von anderen Haendlern abhebt.

Gruesse
Volker

Verfasst: 30.06.2010 14:17
von Archaeos
vtmue hat geschrieben: ... Hallo Andre,

wenn ich ueber meine Freunde und Verwandten in F eines gelernt habe, dann, dass das Veraeppeln von Staat und Obrigkeit (Polizei, Finanzamt etc.) dort beliebter Buergersport ungeachtet der sozialen Schicht ist.
Es gibt deutliche Unterschiede in der Mentalität zwischen Deutschen und Franzosen. Letztere halten es nicht so genau mit Vorschriften, Gesetzen und sonstige Schutzmaßnahmen, die das soziale Leben regeln. Je weiter man nach Süden geht, umso weniger ist der Respekt vor Regeln.


vtmue hat geschrieben: ...Der Vollstaendigkeit halber Lob an der Stelle fuer den Eifelsucher, der sich diesbezueglich positiv von anderen Haendlern abhebt.

Gruesse
Volker
Thomas Schwarz ist der einzige Händler, den ich kenne, der schreibt, dass Metalldetektoren nicht in Kinderhände gehören. Und damit Du verstehst, wovon ich rede, sieh Dir diesen Blog an: http://batmaxou14.skyrock.com/15.html Besagter junger Idiot hat mit 11 Jahren mit der Schatzsuche angefangen. Ein Wunder, dass er noch am Leben ist. Er ist 17.
Oder hier die Aussage zur Nebelgranate: Entschärft durch den Finder: http://batmaxou14.skyrock.com/21.html

Meiner Meinung gehören Metalldetektoren überhaupt nicht in unbefugte Hände ...

Verfasst: 01.07.2010 10:22
von Archaeos
Um zum Thema zurückzukehren, jedesmal wenn unbequeme Themen bezüglich des Sondengehens aufgeworfen werden, werden sie unter den Teppich gekehrt und dem jenigen, der sie aufgeworfen hat, wird ein schnell ein Maulkorb verpasst (wie mir geschehen im Sucherforum).

Da wird demnächst ein 52 minütiger Dokumentarfilm zum Thema Schatzsuche in Frankreich gedreht der nächstes Jahr ausgestrahlt wird. Der Produzent, ein erklärter Befürworter des Sondengehens, hat das Thema "Militariasuche" ausgeklammert, wie er mir in einer Mail soeben mitgeteilt hat. Passt hervorragend zum Thema hier :wink: