Raubzüge bei Nacht und Nebel

Der Titel besagt eigentlich schon alles.

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Archaeos
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Beitrag von Archaeos » 12.02.2009 10:30

Mole hat geschrieben: Ich bin halt nach wie vor der Meinung, dass mehr für die Sache gewonnen ist, wenn die "Auflagen" so gering wie möglich gehalten werden und so möglichst viele SG für die Idee eingebunden werden können (z.B. auch durch einen profunden Leitfaden und unkomplizierter Registrierungsverfahren o.ä.).
Mole, ich habe mich vor Jahren für ein nicht allzu restriktives Genehmigungsverfahren ausgesprochen, damit auch SG, die kein Abi und kein Unistudium haben, in die Denkmalpflege eingebunden werden können. Ich habe aber leider feststellen müssen, dass es immer wieder SG gibt, die sich nicht einmal an die minimalsten Auflagen halten: sie sind eigentlich nette Kerle und kommen zu meinen Kollegen und zu mir im Museum vorbei mit Fundgegenständen ohne Fundzettel, ohne Fundortangabe und behaupten, genau zu wissen wo jedes Stück herkommt. :roll: Dann krieg ich echt die Krätze. Macht man ihnen deswegen Vorwürfe, kommen sie nicht mehr vorbei, suchen trotzdem weiter ungenehmigt arch. Fundstellen ab und melden nichts mehr. :evil: :evil: :evil: Die Archäologen dürfen sich nicht vom SG Völkchen erpressen lassen: " Wenn Ihr uns nicht frei suchen lasst, dann melden wir eben nichts." Aber genau auf diese Form der Erpressung greift die SG Lobby immer wieder (unverhohlen) zurück.

Mole hat geschrieben: Und eben nicht nur eine "kleine elitäre Gruppe", die es sich leisten kann/will, so ganz nebenbei noch ein "Crash-Archäologiestudium" abzulegen, um dann eventuell "auftragsgemäss" den "Suchhund" abzugeben ;) ... usw.
Lieber eine nette kleine, zuverlässige, disziplinierte und "elitäre" Gruppe als ein großes, frei und unkontrolliert herumwilderndes Schatzsuchervolk. Lieber Qualität als Quantität :!: Darüber sollte man auch nachdenken.

Mole hat geschrieben: Aber wahrscheinlich muss das auch hier erst zum "Massenphänomen" eskalieren ... und dazu tragen diese "Raubgräber"-Artikel und die "Raubgräberpropaganda" der Archäologen nicht unerheblich zu bei ... sowas bringt nämlich erst so manchen "auf den Geschmack" :)
Wie ich sehe, Mole, bezeichnest Du das Sondengehen als "Massenphänomen". Ähnlich wie Du bezeichnet ein Mitglied des SG Kollektivs in Frankreich das Sondengehen/Schatzsuche als "Gesellschaftsphänomen", dem man nicht mehr entkommen kann. Derselbe Herr schreckt ebenfalls nicht davor zurück, die Zahl der SG in Frankreich auf 100.000 zu beziffern :shock: :shock:

Auf das "Argument", das Sondengehen sei ein Gesellschaftsphänomen dem man sich nicht entziehen kann, habe ich ihm folgendes in einer PM geantwortet: "Es gibt auch andere Gesellschaftsphänomene in Frankreich, wie etwa das Anzünden von Autos in der Sylvesternacht oder das Beschmieren von Hausfassaden und Zügen mit Graffiti. Diese "Gesellschaftsphänomene" sind genau so illegal wie das des ungenehmigten Sondengehens. Auch wenn dies "Gesellschaftsphänomene" sind, sind sie weder legal noch zu dulden."
Besagter SG-Partisan sagt, dass es die Aufgabe des Staats sei, dieses Gesellschaftsphänomen (das Sondengehen) in geordnete Bahnen zu lenken. Daraufhin habe ich das Beispiel des Autoanzündens weitergesponnen und ihn gefragt, ob der Staat in den problematischen Vororten von Paris, Lyon, Toulouse oder Lille den kleinen Idioten Schrottautos zum "Anzünden" zur Verfügung stellen sollte, um das Gesellschaftsphänomen "Autosanzünden" in geordnete Bahnen zu lenken...
Bis heute warte ich auf eine Antwort.

Mole hat geschrieben: Leider ist Archaeos wohl der einzige praktizierende Archäologe hier im Forum, und leider ist er auch noch einer von den "Hardlinern" ... etwas mehr Dialog mit der anderen Seite würde ich mir auch hier im Forum wünschen ... könnte bestimmt nicht schaden ... höchtens virtuell ;)
Mir scheint, Du weisst noch nicht, was ein richtiger Hardliner ist. :twisted: Ich habe in letzter Zeit quasi komplett auf Diskussionen in Detektorforen verzichtet, weil dies zu keinem Ergebnis führt. Die Haupt- und teilweise Pseudoargumente der einen wie der anderen Seite sind in den vergangenen 12 Jahren schon zig Mal durchdiskutiert worden. Mir reicht's endgültig.

Mar
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Beitrag von Mar » 12.02.2009 11:21

Das Problem ist nur, dass es die "frei umherwildernden Schatzsucher", so oder so gibt, ganz unabhängig von Genehmigungsmöglichkeiten oder Schatzregalen, oder Detektorverkaufsverboten.

Für den Denkmalschutz wäre es sinnvoll möglicht viele, qualifizierte Sucher zu haben, die gerne mit den Behörden zusammenarbeiten.
Aber das kostet natürlich...

Lojoer
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Beitrag von Lojoer » 12.02.2009 12:43

Hi André, Du Hardliner :lol: ,
man muss Ralf einfach zu gute halten, dass er noch nicht so lang im Geschäft ist. Ich kann mich noch gut an meine Anfangszeit erinnern, bei der jedem Artikel bei dem Raubgräber mit Sondengängern in einen Topf geworfen wurden platzte mir die Hutschnur. Nachdem ich nun einige Archäologen persönlich kennengelernt habe und nicht zuletzt auch wegen Deiner Beiträge (obwohl wir nicht immer konform gehen), habe ich mir mittlerweile angewöhnt die Sondengängerproblematik auch mal durch die Brille eines Archäologen zu betrachten.
Was für manchen als Verrat an der Sache angesehen wird, ist lediglich die Sichtweise aus eben diesem anderen Blickwinkel.
Übrigens führt diese Sichtweise nicht zu weniger, sondern zu vermehrter Kritik an der praktizierten Denkmalpflege.
Archaeos hat geschrieben: Ich habe in letzter Zeit quasi komplett auf Diskussionen in Detektorforen verzichtet, weil dies zu keinem Ergebnis führt. Die Haupt- und teilweise Pseudoargumente der einen wie der anderen Seite sind in den vergangenen 12 Jahren schon zig Mal durchdiskutiert worden. Mir reicht's endgültig.
Da sind wir nicht einer Meinung. Ich glaube schon, dass die Diskussionen schon Ergebnisse gezeigt haben, sowohl auf der einen, wie auch auf der anderen Seite. Deshalb möchte ich Dich ermuntern weiterhin hier Deine Meinung kund zu tun.
Gruß
Jörg

Mar
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Beitrag von Mar » 12.02.2009 13:33

Unsere Archäologen haben diesen Blickwinkel garantiert nicht.

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Insurgent
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Beitrag von Insurgent » 12.02.2009 14:25

Mar hat geschrieben:Unsere Archäologen haben diesen Blickwinkel garantiert nicht.
Was meinst Du mit "unsere"? Die für Dich zuständig sind oder alle in D???

Ich kann Archaeos in vielen Teilen zustimmen. Ich bin es auch leid den SG in meinem Bundesland zu sagen es gibt Genehmigungen um dann zu hören "die schränken mich aber zu sehr ein" :twisted:

Und Hardleiner habe ich in meiner Heimatstadt sitzen, aber das ist ein anderes Thema :twisted:

Mar
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Beitrag von Mar » 12.02.2009 17:20

So alt bin ich nun auch noch nicht, dass Archäologen für mich zuständig sein müssten! :wink:
Aber ich meinte trotzdem nur die persönlich bekannten.

Diese "Hardliner"-Positionen treffen nicht nur Sondengänger, sondern auch die Archäologen, die mit Sondengängern vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Wenn DIGS sich den "etwas extremeren" Positionen annähert, bewegt man sich von den Archäologen weg, für die Sondengänger nicht in erster Linie kriminelle Grabräuber sind und stellt sie zusätzlich noch in ein schlechtes Licht.
Immerhin wäre es zumindest grob fahrlässig, solche Leute (von denen die meisten ja bekanntlich kriminelle Grabräuber sind) in die Arbeit und in die Geheimnisse des Denkmalschutz zu integrieren.

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masterTHief
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Beitrag von masterTHief » 12.02.2009 19:25

Hallo Stefan,

„Es macht uns aber keinen Abbruch klarzustellen, das wir "wenig Spielraum " haben. Und erst recht kein Platz für Forderungen.“

Spielraum gibt es genug, nur wollt ihr ihn nicht nehmen oder nutzen oder sehen, aus Angst, es Euch – womit überhaupt – zu verscherzen.
Und daß es keinen Platz für Forderungen gäbe, heißt eigentlich, daß man aus dem gleichen Grunde sich keine zu stellen traut.

Die Forderung „Weg mit dem Schatzregal!“ kann mit Denkmalschutz-Erwägungen begründet werden, da das Regal auch für die Möglichkeit wissenschaftlicher Fundauswertung nicht erforderlich ist.

Eine solche Forderung kennt DIGS (Ralf, aufgemerkt - "leider") nicht.



Hallo Michael,

„Wer ist denn DIGS? Was hast DU denn gemacht, wo ist denn DEIN Einsatz bei der Sache. Wie hast DU denn DIGS mit geprägt und gestaltet? Was hast DU dafür getan, dass es eine starke Lobby gibt?

Bevor es DIGS gab, Michael, gab es den Arbeitsnamen SGFG – Sondengängerfördergemeinschaft.
Und der Einsatz für diese Sache war erheblich, allerdings im Vorfeld und nicht öffentlich, also hinter den Kulissen.
Dies gemeinsam mit einem alten Kenner der Sondengänger-Szene mit großartigem Ruf und Reputation (der sich auch aus eigenen Gründen aus der DIGS-Ansprechpartnerliste hat streichen lassen).

Ich habe DIGS lebewohl gesagt, als ich merkte,...
...daß Stefan für die Organisation einen unangebrachten und unangemessen kritiklosen Schmusekurs angestrebt hat, der vorher nicht so ab- oder angesprochen war,
...daß Stefan und einige seiner Mitstreiter gleicher Gesinnung dann unter dem DIGS-Label hier öffentlich im Internet lediglich ihre eigenen Auffassungen zum Fundrecht, den Denkmalschutzgesetzen und dem Schatzregal vertraten, die juristisch betrachtet teilweise haarstreubend waren.
Dies eben dann bemerkenswerterweise auch ohne Rücksprache mit mir, weil man meine Auffassung nicht teilen konnte oder wollte oder durfte, ohne bei den Archäologen anzuecken.

Obwohl hätte bekannt sein dürfen, daß meine Rechtsauffassungen - bis heute - jeglicher juristischer Überprüfung standhalten, mein in der NUGGET veröffentlichter Aufsatz zum Schatzfund-Paragraphen 984 BGB selbst von Anwälten, die als Fundrechts-Spezialisten gelten, ohne Abstriche in Vorträgen übernommen und wiedergegeben werden.
Weniger bekannt war und ist, daß Anwälte, die gelegentlich Schatzfund- und -Entdecker-Mandate übernehmen, sich mit mir wegen eines Crash-Kurses ins Benehmen setzen, um schneller in die komplexe Materie hinein zu finden, da solche Verfahren auch unter Termindruck stehen und man meistens nicht aus dem Internet oder sonstwie auf bereits entschiedene Sachverhalte – die meist dazu unterschiedlich zu dem behandelten gelagert sind – nicht zurückgreifen kann.
Die Rechtsauskünfte erteilt und die Verfahren betreuen dann natürlich Juristen, denen ich allerdings den Steigbügel halten kann um schneller in den Sattel zu kommen,
...daß Stefan und seine Mitredner oder –denker zeitweise nicht müde wurden, den Usern hier im öffentlichen Internet zu suggerieren, ich hätte vom Fundrecht ja überhaupt keine Ahnung.

Also mache ich mein Ding alleine, es gibt eine schweigende Mehrheit für meine Auffassungen, die gar nicht mal klein ist und zu der auch Wissenschaftler gehören.

Diese Mehrheit schweigt besser, wenn sie von Dingen weniger Ahnung hat als daß eine Minderheit, die meint, die Ahnung gepachtet (jedenfalls weniger als angelesen und anstudiert) zu haben, damit öffentlich auftritt.
Dies dann bestimmt auch zum Amüsement der Justitiare in den Denkmalbehörden, die sich dafür nicht einmal gebührend erkenntlich zeigen?!


Du gibst hier folgendes von Dir:
"Kein Schatzregal, kein Schatzregal, kein Schatzregal, kein Schatzregal, ke......." bringt uns allerdings auch nicht gerade gewaltig nach vorne.“

Dies natürlich so nicht, Du vergißt hierbei "leider", auch meine Begründungen dafür wiederzugeben.
Diese waren bisher auch ausschlaggebend dafür, daß trotz der Bemühungen einiger Schrägdenker aus lediglich politischem Lager, die meinen, ihre Duftmarken mit einem Schatzregal setzen zu müssen, hier in Bayern fehlgeschlagen sind.

Wenn Dir und Stefan meine Begründungen zur Abschaffung bzw. Nichtanwendung des Schatzregales nicht reichen, dann lest einmal im „PM-Magazin Perspektive - Abenteuer Archäologie“ auf Seite 32 das Interview mit dem Historiker Dr. Klaus Graf nach.
Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg (Baden-Württemberg!) und Fachmann für Kulturschutz.
Er gehört zu der wissenschaftlich anerkannten und nicht schweigenden Mehrheit, die mir zeigt, daß ich mich gar nicht mal in schlechter Gesellschaft befinden kann.
Herr Dr. Graf hat bisher auch noch keinen Anlaß gesehen, bei DIGS mit zu machen und wenn, dann wäre er mit Sicherheit mittlerweile auch ausgestiegen.

Nun ja, wie sagte einmal ein kluger Herr:
„Jeder macht´s auf seine Weise, der eine laut, der andere leise“

Was ich laut und öffentlich von mir geben und begründen kann, ist bekannt.
Was ich im stillen – ganz leise und nicht öffentlich – so treibe, werde ich hier nicht nicht preisgeben (etwa um mir wieder anhören zu müssen, ich hätte je keine Ahnung?!)
Der o. g. Historiker Dr. Graf, dessen Aussagen unwidersprochen im Raume stehen, hat ja vermutlich auch keine Ahnung...
...jedenfalls nicht soviel wie die meisten hier bei DIGS.

Gruß

Euer
Rudolf Patzwaldt

(der Rächer der Schatzregal-Entrechteten)
masterTHief TreasureHunt management consulting, Planegg, Ihr Partner bei der Schatzsuche - nur echt mit "TH"

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Mole
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Beitrag von Mole » 12.02.2009 21:24

Hi Michael,

freut mich das hier eine doch ziemlich argumentationsreiche Diskussion ihren Fortgang findet. Und wenn ich meine "Bedenken" und Argumente oft etwas überspitzt oder auch sarkastisch rüberbringe ... es soll letztendlich auf eine konstruktive Kritik hinauslaufen ... soll heissen: ihr solltet auch dem7eurem "Volk" mal aufs Maul schauen, um zu sehen, was da so gedacht und gemacht wird ... und deren Interessen "erkunden", die ihr doch vertreten wollt (??) :)

Und: Der von Dir nachgefragte "SG im Allgemeinen" sind jene, die losziehen um z.B. Meteoriten aufzuspüren, die mit Kind und Kegel nach Schmuck und Münzen aller Art an Stränden und sonstwo suchen, sind die "Militaristen" usw.

So, und wenn nu so ein Meteoritensucher mit dem ihm eigenen "Tunnelblick" ;) doch da so ein verbogenes Metallteil ausgräbt, und es gemäss seiner Obsession (und seiner Unwissenheit) in den Schrotteimer wirft ... was ist da gewonnen - für den DS??? Und so gilt das für alle anderen SG-"Kategorien" - ausgenommen natürlich den professionell Kriminellen: Hätten die entsprechenden "Kontakt" gehabt, wären dort aufgeklärt und auch an einen wohlgesonnen LDA-Ansprechpartner "vermittelt" worden, an den sie sich unbefangen wenden könnten, nachdem sie etwas "obskures" gefunden haben ... usw. Und da, dachte ich, wäre ein weites Betätigungfeld für so eine Org wie DIGS.

Nix gegen eure "Einzelerfolge", die leider ja nur - wie mir scheint - Einzelpersonen betrifft ... ich will euch da nix absprechen. Aber das sind auch eben - wie mir scheint - oft genug ganz "spezielle Fälle" ... es ist also leider nur wenig gewonnen für die SG "im Allgemeinen" und für den gesamten DS im Besonderen ;)

Und um bei dem Führerscheinbeispiel zu bleiben:
Denkst Du, dass es weniger Verkehrunfälle, Verkehrsrowdies, Schwarzfahrer gibt, wenn man von Erwerber eines Führerscheins zusätzlich noch eine Ausbildung zum ADAC-Pannenhelfer verlangt? ;)

Jetzt schau ich mal weiter im Thread ... :)
Schöne Grüsse

Ralf

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Mole
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Beitrag von Mole » 12.02.2009 22:15

Hi Archaeos,

freut mich wirklich, dass Du Dich hier wieder eingeschaltet hast ... :)
Das mit dem "Hardliner" war ja in diesen """ ... ich halte Dich da eher für jemanden, der etwas resigniert hat, und deshalb hin und wieder"einen harten Schwenk" in der Argumentation Richtung Restriktionen macht.
Ich nehme mal an, dass Du im Grunde genommen die Dinge ähnlich siehst, wie ich und etliche andere auch - aber die Realität lässt sich leider oft nur schleichend ändern, insbesondere, wenn es um die mitspielende Mentalität der Beteiligten geht (SG und Archäologen).
Die Archäologen dürfen sich nicht vom SG Völkchen erpressen lassen: " Wenn Ihr uns nicht frei suchen lasst, dann melden wir eben nichts." Aber genau auf diese Form der Erpressung greift die SG Lobby immer wieder (unverhohlen) zurück.
Ich weiss nicht inwiefern da SG-Orgs wirklich mit "erpressen" ... ich sehe da eher einen "Automatismus", der zu so einer Verweigerungshaltung führen wird, wenn Schatzregal und "Archäologieschnellstudium" zur Rahmenbedingung fürs SG werden.
Lieber eine nette kleine, zuverlässige, disziplinierte und "elitäre" Gruppe als ein großes, frei und unkontrolliert herumwilderndes Schatzsuchervolk. Lieber Qualität als Quantität Exclamation Darüber sollte man auch nachdenken.
Das kommt jetzt immer auf das Land/Bundesland an, inwieweit die SG "frei" walten können ... aber auch in diesem Falle würde ich sagen, es ist besser aus so einer "wilden SG-Horde" einige, etliche oder gar viele für einen sachgerechten (DS) und legalen Umgang mit dem MD und ihren Funden zu gewinnen ... weil dabei immer auch ein Gewinn für den DS und die Archäologie bei herausspringt ... diese "Elite" habt ihr eh "am Hacken" ;)
Wie ich sehe, Mole, bezeichnest Du das Sondengehen als "Massenphänomen". Ähnlich wie Du bezeichnet ein Mitglied des SG Kollektivs in Frankreich das Sondengehen/Schatzsuche als "Gesellschaftsphänomen", dem man nicht mehr entkommen kann. Derselbe Herr schreckt ebenfalls nicht davor zurück, die Zahl der SG in Frankreich auf 100.000 zu beziffern Shocked Shocked
Ne, ich sehe da eventuell so ein "Phänomen" aufkommen (als "Schreckgespenst" :) ) ... da wirken tatsächlich unsere Urinstinkte nach ... Jäger und Sammler ... und die sog. Freizeitindustrie hilft sicher noch nach, dass wir unsere mehrwerdende Freizeit (denke nur mal an die Massen von Arbeitslosen, die eventuell die nächsten Jahre noch "generiert" werden) sinnvoll verbringen können - siehe die Aktivitäten der MD-Händler-Fraktion in Frankreich, wie von Dir geschildert.
Es ist also eine "Befürchtung" von mir ... keine faktische Feststellung ... schon gar nicht eine Ausdehnung auf den Begriff "Gesellschaftsphänomen" - obwohl da 'ne Menge kriminelle Dinge zu zu zählen sind, die tatsächlich durch unsere (marode) Gesellschaft im weitesten Sinne gefördert werden und bedingt sind.

Mir scheint, Du weisst noch nicht, was ein richtiger Hardliner ist. Twisted Evil Ich habe in letzter Zeit quasi komplett auf Diskussionen in Detektorforen verzichtet, weil dies zu keinem Ergebnis führt. Die Haupt- und teilweise Pseudoargumente der einen wie der anderen Seite sind in den vergangenen 12 Jahren schon zig Mal durchdiskutiert worden. Mir reicht's endgültig.
Naja, ich habe gestern noch diesen hier bei DIGS hinterlegten Mailverkehr zw. einem DIGSler und einem (Landes?)Archäologen nachgelesen ... ehrlich gesagt, würde ich bei soviel sozialer Inkompetenz meines Gegenübers ganz einfach die Zugbrücke hochziehen ... ich hätte nicht den Nerv mich "unbesehen" als Gauner und sonstiges betiteln zu lassen. Hätte man vielleicht mal über eine "Dienstaufsichtsbeschwerde" nachdenken können ... Hardliner hin oder her ... so gehts nicht (höchstens im sozialen "Sonderraum" eines Forums ;) ).
Wenn allerdings jemand hart argumentiert, und ebenso bereit ist die Gegenargumentation zur Kenntnis zu nehmen ...

Mal abgesehen davon, dass ich mit Deiner Argumention und Haltung zur Sache nicht uneingeschränkt d'accord bin ... ich bin dankbar für begründete und nachvollziehbare Argumente ... und ich habe (noch) keinen manifestierten Standpunkt von dem ich mich nicht mehr rühre, hänge auch keiner Doktrin an oder nach ... ich kann also noch "bedenkenlos" dazulernen, was das Zusammenspiel von SG und Archäologen und DS betrifft :)

Nicht umsonst habe ich mir mehr Beteiligung der "Gegenseite" ;) hier im Forum gewünscht ... vielleicht auch dazu, dass sich die Archäologen hier mal gegenseitig zum Thema unter Beteiligung aller austauschen ... :roll:
Schöne Grüsse

Ralf

Lojoer
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Beitrag von Lojoer » 12.02.2009 22:50

Hi Ralf
Mole hat geschrieben: "SG im Allgemeinen" sind jene, die losziehen um z.B. Meteoriten aufzuspüren, die mit Kind und Kegel nach Schmuck und Münzen aller Art an Stränden und sonstwo suchen, sind die "Militaristen" usw.

So, und wenn nu so ein Meteoritensucher mit dem ihm eigenen "Tunnelblick" ;) doch da so ein verbogenes Metallteil ausgräbt, und es gemäss seiner Obsession (und seiner Unwissenheit) in den Schrotteimer wirft ... was ist da gewonnen - für den DS??? Und so gilt das für alle anderen SG-"Kategorien" - ausgenommen natürlich den professionell Kriminellen: Hätten die entsprechenden "Kontakt" gehabt, wären dort aufgeklärt und auch an einen wohlgesonnen LDA-Ansprechpartner "vermittelt" worden, an den sie sich unbefangen wenden könnten, nachdem sie etwas "obskures" gefunden haben ... usw. Und da, dachte ich, wäre ein weites Betätigungfeld für so eine Org wie DIGS.
Genau das ist eines der Probleme, die von Dir unter allgemeine Sondengänger subsumierten.
Selbst wenn die LDÄ ihre Türen sperrangelweit aufmachen würden, nur geringer Teil würde den Kontakt wahrnehmen. Der größere Teil haut das Zeug weiterhin in die Tonne. Und warum? Weil es nicht in sein Interessengebiet fällt und oder eine Fundmeldung mit Arbeit verbunden ist. Warum soll ich etwas melden, wofür ich mich nicht interessiere, welchen Nutzen habe ich daraus??? Ich suche z.B. WK II find eine Römische Münze. Ärgerlich, aber war nicht zu vermeiden. Jetzt soll man sich hinsetzen und noch eine Fundmeldung machen, zu allem Überfluss noch mit Dokumentation. Also zu Hause, ab in die Schublade. Aus dem Auge aus dem Sinn, weiß ja keiner. Du musst zugeben ist doch viel bequemer als eine Fundmeldung (das Ganze bitte nicht generell auf WKII-Sucher verallgemeinern).
Genau dies ist der Grund, warum man eben nicht alle Sondengänger in die DS intergrieren kann. Leider :(

P.S. Dachte früher übrigens genauso wie Du, wurde aber mittlerweile eines besseren belehrt
Gruß
Jörg

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Beitrag von Mole » 12.02.2009 23:09

Hi Jörg,

sehe ich ein ... :)

Aber: Es gibt da irgendwo so 'nen Spruch im NT ... etwa sinngemäss so:
Ein bekehrter Abtrünniger ist dem "Herrn" allemal lieber als tausend Gerechte :)

Selbst wenn es nicht gelingt alle oder viele der Allgemeinen-SGschaft zu "bekehren", so ist doch jeder "bekehrte" SG ein Gewinn für den DS und die Archäologie! Man bedenke ja auch, dass viele der "Spezialsucher" oder "Sonntagssucher" nur aus purer Unwissenheit und mangelnder Sensibilisierung für die Problematik dann das "Zeugs" in der Tonne oder Schublade verschwinden lassen ...

Nur: Wenn man denen anstatt "die Steine aus dem Weg zu räumen" ganze Gebirge in den Weg stellt ... klar, dann siegt auch bei den (wenigen?) willigen SG die "Bequemlichkeit" ... und sinkt die Kooperationsbereitschaft rapide.

Ich denke halt - und halte fest daran: Jeder für die Sache gewonnener und überzeugter SG ist ein Gewinn für alle ... :)
Und das schafft man mit Sicherheit nicht durch permanente und pauschale "Verkriminalisierung" oder durch Restriktionen a la "Pannenhelferausbildung" (s.o.) etc. ;)
Schöne Grüsse

Ralf

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Beitrag von Loenne » 13.02.2009 00:25

Hallo Ralf,

nur soviel: Dein Meteroitensucher (wie viele mit Detektor gibt es davon? 10, 20 50?) oder Dein zitierter Familienvater am Strand sind doch nicht das Problem. Ein Problem sind die tausende von Suchern, die entweder Militaria suchen oder Antikes. Und die Antikes suchen, sind mit Abstand die meisten.

Und nein, Du musst kein Pannenhelfer werden um ein Auto zu fahren. Aber meinst Du ernsthaft, es gäbe weniger Tote, Verletzte und Unfälle, wenn niemand einen Führerschein machen müsste und jeder auf der Straßen ohne Regeln machen kann was er will?

Ich muss jetzt ins Bett - Gute Nacht
Michael

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Beitrag von Lojoer » 13.02.2009 07:54

Hallo Ralf
Mole hat geschrieben: Ich denke halt - und halte fest daran: Jeder für die Sache gewonnener und überzeugter SG ist ein Gewinn für alle ... :)
das ist unstrittig, den so denken wir hier alle - über die ganze Bandbreite der Meinungen (von Archeos bis Masterthief).
Mole hat geschrieben: Und das schafft man mit Sicherheit nicht ............ durch Restriktionen a la "Pannenhelferausbildung" (s.o.) etc. ;)
Von Pannenhelferausbildung in dem von Dir gebrauchten Sinn kann man eigendlich nicht reden. Von Pannenvermeidungsausbildung schon. In solchen Veranstaltungen sollen nämlich Grundlagen vermittelt werden.
So nun mal aus meinem Erfahrungsschatz:
Letztes Jahr habe ich einen kostenlosen Workshop "Das richtige kartieren und dokumentieren von Funden" für unsere regionalen Neueinsteiger angeboten. Gekommen ist lediglich 1 Neueinsteiger, die anderen waren alles alte Hasen.
Ja, ohne ein gewissen Druck läuft offenbar bei diesen nichts.
Die Genehmigung ist in Hessen relativ einfach zu bekommen und man will ja nur ein bisschen rumsondeln. Da sind entsprechende Fortbildungen einfach nur lässtig.
Gruß
Jörg

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Beitrag von Walter Franke » 15.02.2009 16:38

Lojoer hat geschrieben:Hi Ralf
Mole hat geschrieben: Der größere Teil haut das Zeug weiterhin in die Tonne. Und warum? Weil es nicht in sein Interessengebiet fällt und oder eine Fundmeldung mit Arbeit verbunden ist. Warum soll ich etwas melden, wofür ich mich nicht interessiere, welchen Nutzen habe ich daraus??? Ich suche z.B. WK II find eine Römische Münze. Ärgerlich, aber war nicht zu vermeiden. Jetzt soll man sich hinsetzen und noch eine Fundmeldung machen, zu allem Überfluss noch mit Dokumentation. Also zu Hause, ab in die Schublade.
Hallo Rudolf,

volle Zustimmung zu Deinem Text.

Hallo Lojoer,

völlig richtig was Du schreibst - jedenfalls soweit dies "Einzelgänger" betrifft. SG die an Stammtischen teilnehmen bekommen automatisch mit, dass es auch andere Funde gibt und die interessant sind. Bei uns bringen z. B. die WK-Sucher ihre archäologischen Zufallsfunde mit auf den Stammtisch und wir machen dann eine Fundmeldung gemeinsam.

Viele Grüße

Walter

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Beitrag von Mole » 15.02.2009 19:13

Hallo Jörg,

ehrlich gesagt hätte ich u.U. auch so meine Probleme mit der Wahrnehmung von solchen Workshop/Seminar-Terminen. Daher plädiere ich ja auch für "flexibel handbare" Informations- und Instruktionsquellen, die sich ja ruhig auf die neuen Medien stützen können ('n nettes Filmchen auf Youtube oder ein 20-Seiten-PDF-Dok oder so ;) ).

Hier in Bayern ist es ja noch "druckloser" als in Hessen ... und umso "loser" sollte es dann auch mit der Fortbildung für die interessierten bzw. sensibilisierten SG zu handhaben sein. Und wenn dann noch vollkommen zwanglos ein Ansprechpartner für Fragen oder Tipps zu Verfügung steht (per Mail/Forum/"Telefonsprechstunde"), kann keiner der SG-Frischlinge sagen, es hätte ihm an Gelegenheit gemangelt :)

Ich bin überzeugt, dass ihr in eurem unmittelbaren Umfeld euer bestes gebt, um neue oder erfahrene SG in die Sache einzubinden- und euch das auch in vielen Einzelfällen auch gelingt ... was ich aber bedauerlich finde, ist, dass es kein einheitliches (bundeswietes) Konzept von seiten der offiziellen bzw. amtl. Archäologie gibt. Die verschwenden ihre Kräfte lieber in Verteufelung und Schwarzmalerei im Zusammenhang mit der SG ... und tragen mit ihren "Raubgräberhorrorgeschichten" eher noch dazu bei, dass einige Leute "die grossen Schätze wittern" ... und demnächst mit MD und Hacke und Schaufel in die Wälder ziehen :twisted:
Schöne Grüsse

Ralf

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