Sondengänger ein Problem

Der Titel besagt eigentlich schon alles.

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StefanGlabisch/Entetrente
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Sondengänger ein Problem

Beitrag von StefanGlabisch/Entetrente » 02.03.2008 23:35

Sondengänger ein Problem für die wissenschaftliche Forschung

Abenteuerlust und die Suche nach einer Freizeitbeschäftigung machen oft naive Geschichtsbegeisterte zu Schatzsuchern. Sie plündern unsere historischen Stätten aus. Durch das Auffinden von Pfeilspitzen oder ähnlichen Metallteilen mittels Sonden und dessen Ausgrabung, werden historisch gewachsene Kulturschichten umgegraben und somit für die Historische Forschung wertlos gemacht. Nur die Bergung von Funden wie Keramikreste, Metallteile usw., in den einzelnen, ungestörten Bodenschichten ermöglichen eine Wissenschaftliche Auswertung über die Entstehungsgeschichte, Bauabfolge und Zerstörung einer historischen Anlage. (zeitliche Schichtzuweisung, Stratigraphie). Es lassen sich viele weitere Erkenntnisse über das Leben der Menschen in vergangener Zeit aus dem Boden ablesen. Aber nur wenn nicht vorher durch Sondengänger umgegraben wurde!
Ohne Erlaubnis vom Landesamt für Denkmalpflege ist das Sondengehen auf Bodendenkmälern und Baudenkmälern verboten und wird strafrechtlich verfolgt. Jeder Sondengänger der sich hier nicht ausweisen kann, sollte zur Anzeige gebracht werden!

Für wirklich an der heimatgeschichtlichen Forschung Interessierte gibt es die Möglichkeit, im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und im Rahmen einer wissenschaftlichen Betreuung, sein geschichtlich orientiertes Hobby auszuüben. Vorkenntnisse in Geschichte, Archäologie und Kenntnisse über die Zielsetzung der Forschung sind Voraussetzung. Weitere Infos beim Webmaster!

Siehe auch: "Gegen die Raubgräber", Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz beim Bundesministerium des Innern, 1997; "Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz", Band 1-1997,


aus :








http://www.neunburgerinfo.de/Geschichte ... BUNGEN.HTM
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Walter Franke
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Beitrag von Walter Franke » 05.03.2008 11:13

... liest sich schön, aber hat mit der Realität z. Zt. in Bayern nichts zu tun. Anträge auf NFG mit Detektor werden dort negativ beschieden.

Viele Grüße

Walter

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rob1
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Beitrag von rob1 » 06.05.2008 19:33

Aber auch die Waldsuche ist nur mit einer eingeschränkten Genehmigung möglich.Und diese gibt es auch nicht für jeden ,oder?

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StefanGlabisch/Entetrente
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Beitrag von StefanGlabisch/Entetrente » 06.05.2008 19:47

Hallo Walter,
das stimmt so nicht : Es gibt Genehmigungen für Bayern. Handverlesen ! Und nur für langjährige Ehrenamtler die auch Lesefunde melden.

Robi, für Bayern gibt es kein spezielles Waldverbot. Man sieht es nur sehr ungern, da im Wald weniger von einer Gefährdung der Funde (Dünger, Beackerung, Erosion) ausgegangen wird. Ansonsten ist der Bayernviewer maßgeblich.
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StefanGlabisch/Entetrente
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Beitrag von StefanGlabisch/Entetrente » 06.05.2008 22:15

StefanGlabisch/Entetrente hat geschrieben:..... Man sieht es nur sehr ungern, da im Wald weniger von einer Gefährdung der Funde (Dünger, Beackerung, Erosion) ausgegangen wird........
> sorry ! Wurde ! Neue Erkenntnisse dazu gibt es hier:

„Langfristige Bewahrung ist eine Illusion!“ sagte er. Hintergrund ist, dass die Linie des Landesamtes derzeit stark den Erhalt im Boden vorsieht. Doch moderne Holzbewirtschaftung in den bisher so sicher geglaubten Wäldern setzten den Bodendenkmälern ebenso rigoros zu wie die Erosion in der freien Landschaft und Raubgräber, so Schmotz.

Quelle:

http://www.archaeologie-online.de/magaz ... 56a2ce78bf
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Beitrag von Lojoer » 07.05.2008 07:09

Hallo Stefan,
"Sondengänger ein Problem für die wissenschaftliche Forschung"
Dieser Satz kann sowohl mit ! als auch mit ? oder mit beidem beendet werden.
Das Ganze läßt sich in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen.
Unbestritten kann es durch die z.T. unsystematische und selktive oder unzulänglich dokumentierte Suche von Metallfunden zu Informationsverlusten kommen.
Ist der Sondengänger sich jedoch seiner Verantwortung bewusst und sieht sich eben nicht als reiner Metallsucher, sondern als geschichtsinteressierte Feldbegeher, der eben zusätzlich auch einen MD benutzt, dokumentiert er vernünftig und meldet seine Funde, so steht außer Frage, dass er in der Forschung nicht nur eine Bereicherung darstellt, sondern eigendlich unverzichtbar wird.
Wir können davon ausgehen, dass ein Großteil der älteren ehrenamtlichen Feldbegeher in den nächsten Jahren physisch nicht mehr in der Lage sind ihr Ehrenamt auszufüllen. Ein Großteil der Feldbegeher mittleren Alters haben mittlerweile bereits schon den Nutzen der MDs erkannt. Auch die Verwendung von GPS setzt sich dort immer mehr durch.
Der reine Sondengeher der außschließlich nach Metallfunden sucht, beweg sich in einer Sackgasse.
Auch dies wurde bereits von vielen Sondengängern (insbesondere denen mit geschichtsinteresse) erkannt.
Aber wem erzähle ich das, ich gehe nämlich davon aus, dass deutlich über 90% der DIGSianer, eigendlich gar keine reinen Sondengänger mehr sind und eher dem fließenden Übergang zum Feldbegeher zugerechnet werden müssen.
Gruß
Jörg

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Beitrag von Lojoer » 07.05.2008 07:12

Hi nochmal,
das wäre übrigens einmal eine schöne Umfrage unter den DIGSianern.
Wer sieht sich als reiner Sondengänger?
Wer sieht sich als Feldbegeher unter Nutzung der Metallsonde?
Gruß
Jörg

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RayRedditch
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Beitrag von RayRedditch » 07.05.2008 07:18

StefanGlabisch/Entetrente hat geschrieben:Hallo Walter,
das stimmt so nicht : Es gibt Genehmigungen für Bayern. Handverlesen ! Und nur für langjährige Ehrenamtler die auch Lesefunde melden.

Robi, für Bayern gibt es kein spezielles Waldverbot. Man sieht es nur sehr ungern, da im Wald weniger von einer Gefährdung der Funde (Dünger, Beackerung, Erosion) ausgegangen wird. Ansonsten ist der Bayernviewer maßgeblich.
Hatte mann jemals ein wald gesehen nach das ein forster maschine da sein arbeit gerichtet hatte ? Alles tief spuren, und als man dem stumpf aus nimmt, ist er auch ein riesen loch. :?
Bin Ausländer, aber zuhause überall. Aber vorall bin Ich MENSCH !! Du Auch?

Archaeos
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Beitrag von Archaeos » 07.05.2008 12:35

RayRedditch hat geschrieben: ...Hatte mann jemals ein wald gesehen nach das ein forster maschine da sein arbeit gerichtet hatte ? Alles tief spuren, und als man dem stumpf aus nimmt, ist er auch ein riesen loch. :?
Ich selbst kenne ein vor Jahren durch Forstarbeiten geplättetes Hügelgräberfeld in Luxbg. Bei uns arbeitet die Forstverwaltung mittlerweile sehr eng mit dem Nationalmuseum zusammen. Vor 3 Wochen noch nahm ich an einer Sitzung beider Verwaltungen teil, wo beschlossen wurde, dass das Museum der Forstverwaltung archäologische Fundstellen im Wald mitteilt (immerhin ist mehr als ein Drittel Luxemburgs mit Wald bedeckt), damit die Forstwirtschaft nicht versehentlich BD zerstört.
Nebenbei bemerkt: Da Förster die Personalien von Sondengängern feststellen dürfen, können sie den Archäologen beim Schutz von BD helfen. 8)



Auch bei unseren Froschessenden Nachbarn :wink: arbeiten ONF und DRAC seit etlicher Zeit eng zusammen und betreuen gemeinsame Projekte (z.B. LIDAR).

Da Bodendenkmäler in Wäldern wesentlich besser erhalten sind, sind Eingriffe durch Sondengänger in quasi ungestörte und zudem nicht weiter bedrohte BD viel zerstörerischer. :idea: :!: Deshalb sind Wälder für Sondengänger vielerorts tabu.

Zu Jörg's Beitrag: volle Zustimmung!

André

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Re: Sondengänger ein Problem

Beitrag von Archaeos » 07.05.2008 12:51

StefanGlabisch/Entetrente hat geschrieben:Sondengänger ein Problem für die wissenschaftliche Forschung

Abenteuerlust und die Suche nach einer Freizeitbeschäftigung machen oft naive Geschichtsbegeisterte zu Schatzsuchern. ....
Stefan,
Eines der Probleme mit Sondengängern ist der Tourismus. Innerhalb von ein paar Tagen erfahre ich von niederländischen Sondengängern, welche mein Ländchen unsicher machen:

So wurden am 1. Mai vier niederländische Sondengänger im Müllerthal (Waldgebiet) gesichtet, und als man sie ansprechen wollte, haben sie sich aus dem Staub gemacht. Das Müllerthal entlang der deutschen Grenze wird wegen der zahlreichen Militariafunde in den Wäldern speziell häufig von Sondengängern aufgesucht.
Heute nun erzählt mir ein Kollege Archäologe, dass auf einer Sondiergrabung am Rand einer Kleinstadt ein Niederländer, der sich als Sondengänger zu erkennen gab, den Grabungstechniker gefragt hat, ob er die ausgebaggerten Erdhügel mit seinem Detektor absuchen dürfe. Natürlich hat der Grabungstechniker abgewunken. Ich bin sicher, dass dieser Sucher seine Sonde irgendwo anders auspacken wird, und sondeln wird.
Es ist und bleibt die absolute Ausnahme, dass so (illegal) getätigte Funde von Touristen dem Museum gemeldet werden. Sondengängertouristen sind deshalb als besonders denkmalschädigend anzusehen.

Kurzum, (grenzübergreifender) Sondengängertourismus ist das allerletzte!

André

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Beitrag von Lojoer » 08.05.2008 00:49

Das mit der Suche im Wald sehe ich ähnlich wie André. Selbstverständlich sind Bodendenkmäler im Wald auch durch die Forstwirtschaft gefährdet, möglicherweise liegen auch durch aufgeforstete Äcker gestörte Böden vor, aber dies ist eben nicht die Regel.
Vom Grundsatz her kann man davon ausgehen, dass BDs im Wald weniger gefährdet sind als auf dem Acker.
Gruß
Jörg

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Beitrag von StefanGlabisch/Entetrente » 08.05.2008 01:54

:D Hallo!
Schließe mich Euch da völlig an.
Wobei ich davon ausgehe: Der Boden in Nadelwäldern ist ungleich aggressiver gegenüber Metallen als der normale Laubwald.
"Irgendwann" sollte man ins Auge fassen die oberflächennahen, mit Detektor erreichbaren Funde systematisch zu sichern.
Mit einem Netz archäologie-geleiteter-ehrenamtlicher-Sondler dürfte das kein echtes Problem sein.

In guter Absprache mit dem Forstamt sollten auch zur Rodung anstehende Wälder bevorzugt erfasst und abgegangen werden.
Mehr ist menschlich und technisch nicht zu machen um das optimalste Ergebnis zu erzielen.

Oh und noch etwas: Umgestürzte Bäume reißen tiefe Wunden in den Untergrund und es gibt eine ganze Reihe Funde die unter diesen Wurzeln
erschienen. Da heißt es einfach: Schneller sein als das Plündervolk ! :wink:
Vermittler nur für faire Archäologen und meldewillige Sondengänger.

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Beitrag von achimT » 08.05.2008 10:42

StefanGlabisch/Entetrente hat geschrieben::D Hallo!
, Da heißt es einfach: Schneller sein als das Plündervolk ! :wink:
Diesen Vorschlag mache ich regelmäßig im Amt: Laßt die zertifizierten Sondler doch bestimmte BD`s absondeln, dann sinkt der Anreiz für Schwarzsondler.

Aber so weit sind unsere Beamten noch nicht.
Aus dem Land,in dem die Euros aus dem Sand wachsen.
Ich habe meinen Schatz gefunden-sein Name ist Annette

Archaeos
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Beitrag von Archaeos » 08.05.2008 11:52

achimT hat geschrieben:
Diesen Vorschlag mache ich regelmäßig im Amt: Laßt die zertifizierten Sondler doch bestimmte BD`s absondeln, dann sinkt der Anreiz für Schwarzsondler.

Aber so weit sind unsere Beamten noch nicht.
Bei uns z. T. doch! Dennoch versuchen immer wieder neue Sondler ihr Glück auf solchen, bereits abgegrasten BD. Wenn keine charakteristischen "Sondlertrichter" zu sehen sind, wissen sie nicht, dass schon jemand vor ihnen da war. :roll: Der Anreiz eines im Wald versteckten BD's bleibt weiterhin bestehen, ob durch zertifizierte Sondengänger abgesucht oder nicht.

Das Problem ist: es kommen immer wieder neue, meist schlecht oder gezielt falsch informierte, nicht ausgebildete Schatzsucher/Sondengänger hinzu.
Was können eine Handvoll seriöser Sondengänger, wie man deren etliche bei DIGS antrifft, gegen eine Flut wild herumstreunender, undisziplinierter, ungenehmigter, unwissender, nicht ausgebildeter Sondengänger ausrichten ?? Das ist als ob man versuchen wollte, einen stark leckenden Wasserhahn bei nicht abgesperrtem Hauptzufluss zu reparieren. :oops:

Die Bodendenkmalpflege kommt nicht um eine europaweite Verkaufsregelung (sprich teilweises Verkaufsverbot) samt Registrierungspflicht sämtlicher bereits im Umlauf befindlichen Detektoren umhin, um das Problem in den Griff zu bekommen :idea: Die Argumente, ein solche Regelung durchziehen zu können, liefern jeden Tag zehntausende Sondengänger frei Haus ...

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Beitrag von Lojoer » 08.05.2008 12:34

Archaeos hat geschrieben:
Die Bodendenkmalpflege kommt nicht um eine europaweite Verkaufsregelung (sprich teilweises Verkaufsverbot) samt Registrierungspflicht sämtlicher bereits im Umlauf befindlichen Detektoren umhin, um das Problem in den Griff zu bekommen :idea: Die Argumente, ein solche Regelung durchziehen zu können, liefern jeden Tag zehntausende Sondengänger frei Haus ...
Hi André,
Deine Forderungen in allen Ehren. Eine europaweit geltende Regelung für Detektoren, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sowas politisch durchsetzbar sein soll.
Schau Dir mal die dringend notwendige Regelung beim Waffenrecht an
http://www.taz.de/1/politik/europa/arti ... a68ac7b49c
Das sagt doch eigendlich alles.
Selbst, wenn bei dem Detektorenhandel so etwas möglich wäre, werden entsprechende Sondengänger diese aus dem nichteuropäischen Ausland einführen.
Beim Bodendenkmalschutz sollten wir uns einfach auf das Mögliche konzentrieren. D.h. Überzeugungsarbeit leisten und möglichst viele auf unsere Seite herüber ziehen. Wenn genügend manpower vorhanden ist, ist eine systematische Betreuung von Bodendenkmälern erreichbar.
Gruß
Jörg

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