Lieber Andrè,
im Grunde verfolgen wir alle die selbe Thematik und so weit sind unsere Auffassungen nicht ausseinander. Dennoch bin sicher das oftmals Nuancen Ausschlag geben, ob eine Maßnahme Erfolg oder Misserfolg hat.
Archaeos hat geschrieben:Der verursachte Schaden ist aber immer der gleiche.
Die Skrupellosigkeit und das zielgerichtete Raubgraben der wenigen Vertreter von Gruppe 4 wird durch große Zahl an Gruppe 1 Sondlern ausgeglichen (wett gemacht) ... Du hast Recht, dass sich die Maßnahmen unterscheiden müssen. Während man Gruppe 1 mit Aufklärung begegnet, muss man Gruppe 4 mit Repression begegnen.
Zum Thema Aufklärung: In Frankreich verlangt der Gesetzgeber seit 1989, dass jedem neu gekauften Detektor ein Beipackzettel mit dem Code du Patrimoine (Denkmalschutzgesetz) beiliegt. Nutzen/Wirkung: gleich null
So weit zur Aufklärung.
Ich denke nicht, dass der Schaden der Gleiche ist. Wie ich schon Anmerkte: Für die richtigen Raubgräber ist der Detektor ledig eines von vielen Hilfsmitteln zur Straftat. Ich denke auch nicht, dass Neulinge Grabhügel öffnen oder sich über ein Planum hermachen. Dies unterscheidet sich qualitativ sehr wohl.
Dem Statement der Aufklärung/Repression stimme ich uneingeschränkt zu. Den Beipackzettel allerdings halte ich genauso wie die Handzettel in BW für rausgeschmissenes Geld und ziemlich Nutzlos.
Archaeos hat geschrieben:
Schon richtig, was Du schreibst. Aber: Wir brauchen keine Neulinge. Wer soll die Neulinge alle betreuen? Wer soll deren Betreuung durch die Denkmalämter bezahlen? Die Detektorhändler etwa? Die sind doch nur am Reibach interessiert. Wie wäre es mit einer Denkmalschutzsteuer auf jedem verkauften Detektor, die einen Kulturfonds speisen würde?... Ob Registrierung sämtlicher MD oder Verkaufsregelung: ich bin dafür!
Klar brauchen wir keine Neulinge und würde der Detektorhandel gestoppt, wäre ich kleinesfall traurig, aber:
Wir brauchen aber auch keine Raubgräber oder Verkehrsrowdies. Diese sind aber nun mal da und werden in der absehbaren Zeit auch nicht weniger (im Gegenteil). Solange diese Situation anhält sollte man auch drüber nachdenken, was man mit ihnen macht!
Archaeos hat geschrieben:
Nein, der Vergleich hinkt keineswegs.
Das Radarwarngerät behindert die Aufrechterhaltung der Strassenverkehrsordnung (Code de la Route) und die Arbeit derer, die per Gesetz mit der Einhaltung der Strassenverkehrsordnung beauftragt sind, d.h. die Polizei.
Das Metallsuchgerät behindert mehr oder weniger gezielt die Aufrechterhaltung der Denkmalschutzgesetze (Code du Patrimoine) und pfuscht in die Arbeit derer, die per Gesetz mit der Durchführung des Denkmalschutzes beauftragt sind, nämlich die Archäologen.
Zudem, mein lieber Thomas, stellt der Gebrauch von MD einen
Eingriff in die öffentliche Sicherheit dar, Stichwort: Militaria Suche
Zugegeben, der Stellenwert des Denkmalschutzes ist gering. Der Schutz des menschlichen Lebens und das Recht auf Unversehrheit wohl ... Ein triftiger Grund, den Verkauf von MD auf Bundesebene zu reglementieren.
Im Bereich öffentliche Sicherheit gebe ich Dir bei Militariasuchern Recht, allerdings gilt dies für keine archäologische Belange zumindest im Rheinland. Bei uns ist das Kontrukt, wie Du sicher weisst, sehr Komplex (wollte jetzt nicht sagen bürokratisch).
Der Trägerverein LVR im Rheinland besitzt weder hoheitliche Rechte noch eine gute Lobby. Der LVR ist auf die Gemeinden und Kreise angewiesen und darf noch nicht mal eigenständig graben! Von den Kommentaren einiger Landräte würde ich sagen, dass noch nicht mal das Verhältnis ausgesprochen gut ist.
Auf der anderen Seite geschieht die Finanzierung auch sehr umständlich über das Land und kommunalen Trägerverein (3 Stücvk in NRW).
Dementsprechend wiegt die Meinung der archäologischen Behörde anders als die der Polizei, die quasi direkt zur Innenmisterkonferenz berichtet!
Ich verstehe aber was Du mit Deinem Vergleich sagen willst. Ich halte lediglich dagegen, dass wenn etwas einen Archäologen stört, dies noch lange keine Sache des Landrats ist oder des zuständigen Ministers.
Der Einfluss ist deutlich Geringer.
Archaeos hat geschrieben:
Es genügt, dass jemand den Anstoss für eine Gesetzesänderung gibt. Wie du weisst, werden EU-Gesetze normalerweise in nationales Recht umgesetzt.
Leider genügt das meistens nicht oder allgemeiner gesagt: Glücklicher Weise genügt das meistens nicht!
Die Gesetzgebungsverfahren sind am Ende eines langen politschen Prozesses und meist Kompromisse zugunsten der veschiedensten politschen Kräfte.
Ein einfacher Anstoss gelingt nur, wenn sich alle involvierten Parteien einig sind. (Vielleicht auch eine gute Möglichkeit mir der DIGS)
Archaeos hat geschrieben:
A propos Lobby, hast Du Dir den Bericht auf FR3 angeschaut? Da wird von 300.000 Detektoren geredet, die in Frankreich in Umlauf sind. damit erweckt der Handel den Eindruck, Sondengehen sei ein Volkssport. Nehmen wir mal an, jeder Sondler besäße 3 Geräte, dann wären das 100.000 Sondengänger. Der im Bericht gezeigte Herausgeber sprach aber in seinem Forum neulich von nur schätzungsweise 50.000-55.000 Sondengängern in Frankreich. Der Journalist Thomas Claus (Autor vom TV Bericht, Schatzsucher, das Geschäft mit der Vergangenheit) sprach bereits von frisierten (getürkten) Verkaufszahlen, um dem Sondengängerhobby zu mehr "Gewicht" zu verhelfen (siehe sein Artikel im Archäol. Nachrichtenblatt, 11 (2006), 2, 168).
In der hier geführten Diskussion galt es aufzuzeigen, wer hinter so manchen Schatzsuchervereinigungen die Fäden zieht, und mit Falschaussagen die Meinungsbildung zu beeinflussen versucht. Aussagen wie die hier gemachten wären in den vom Detektorhandel kontrollierten Foren bereits längst gelöscht worden...
Beste Grüsse,
André
Ich halte die Zahlen für bemerkenswert. Meinen Überlegungen zur Folge schlummert allerding der Großteil der Detektoren im Schrank. Nämlich die, der Neulinge, welche sich nach kurzer Zeit wieder vom Hobby verabschiedet haben, weil damit eben nicht die große Mark (Euro) zu machen ist.
Allerdings belegen die Zahlen jedoch, dass es dringend koordinierten Handlungsbedarf gibt.
Eine Schatzsuchervereinigung, welcher es gelingen sollte eine einflussreiche Lobbyarbeit zu machen wäre eine Katastrophe für die Denkmalpflege.
In der GENESIS jedoch sehe ich diese Gefahr (vorerst) nicht. Dies scheint mir alles recht undurchdacht und zu einfach gestrickt. Auch einigen mir bekannten Personen, traue ich keinen derartigen "Masterplan" zu.
Ich kann jedoch irren...
Leider sehe ich in Deutschland aber weder gut koordinierte noch gut durchdachte Aktionen um an der Misere irgedetwas Entscheidendes zu ändern.
Handzettel, horrende Gebühren für arbeitslose (ehrliche) Sucher, Zeitungsberichte, die gute Werbung für Raubgräber sind...
Das ist alles was ich sehe.
Den Detektorhandel angehen ist langfristig bestimmt eine vernüftige Sache, aber wie Du selber sagst: Es gibt noch genug Detektoren im Umlauf und die Grenzen zieht man (glücklicher Weise) deswegen auch nicht wieder hoch.
In meinen Augen sollte es dringend einen Arbeitskreis (vielleicht auch europäisch?) geben, der auch die "guten" Sondengänger mit einbezieht.