reddi hat geschrieben:...
2001 waren es schon über 221... (nur ein Sucher?
) und heute sind es pro Jahr...über 60.000 gemeldete Funde durch Sondengänger, welche keine Angst vor Strafe befürchten müssen.
Bislang sind insgesamt über 140.000 Funde in der Datenbank.
Da haben ja wohl alle Seiten gewonnen.
Lasst uns mal googeln, ob´s vielleicht auch kritische Stimmen seitens der Archäeologen gibt.... ARCHAEOS... kannst DU uns helfen... das Schlechte zu finden?
gruß,
reddi
Hallo reddi,
Natürlich kenne ich die Datenbank! Natürlich ist die "Verlustquote" durch ungemeldete, für die Wissenschaft verloren gegangene Bodenfunde in England viel niedriger als in manchen anderen europäischen Ländern.
Stellt man aber die Zahlen der gemeldeten Fundgegenstände der geschätzten Zahl an Sondengängern auf der Insel entgegen (man schätzt sie auf über 100.000 Sucher
), dann erkennt man, dass dennoch vieles ungemeldet in Kisten, Privatsammlungen und im Antikenhandel verschwindet.
Der Treasure Act war vielleicht eine Art Notbremse, um die Schäden an bedeutsamen Kulturgut durch die Scharen von Sondengänger auf der kleinen Insel in Grenzen zu halten. Der Treasure Act und das Findsscheme sind alles andere als eine Ideallösung. Die Behörden haben immer noch keine richtige Kontrolle.
Problematisch ist für mich immer noch die Tatsache, dass in England ausserhalb von geschützten Bodendenkmalen (genehmigungs-)frei gesucht werden darf.
Wie will man (Sondengänger) ohne vorherigen Kontakt mit den Denkmalbehörden wissen, wo ein schützenswertes Bodendenkmal liegt und wo nicht ???
Ein Unterschied: In Großbritannien sind wesentlich mehr Sondengänger in Clubs/Vereinen organisiert als irgendwo sonst. In Deutschland gehören wahrschienlich nicht einmal 2 % aller sucher einer Vereinigung an. Die britischen Vereinigungen legen zudem scheinbar mehr Wert auf Kooperation mit den zuständigen Behörden als die kontinentaleuropäischen Vereinigungen.
Bestes Negativbeispiel für eine völlig verantwortungslose und teils kriminelle Vereinspolitik ist Frankreich. Schau Dir bitte die Statuten der Sondengängervereinigungen an (z.B. AFP, die grösste Vereinigung): dort steht absolut nichts in den Statuten bezüglich des Denkmalschutzes oder dem Kontakt mit den für das Hobby zuständigen Behörden! Schau Dir an, wer in den französischen Vereinigungen die Fäden zieht: Detektorhändler.
In Grossbritannien gibt es einen weiteren Unterschied zu Kontinentaleuropa: die Grösse der Parzellen. Dort gibt es Großgrundbesitze mit mehreren hundert Hektar Land an einem Stück. Dort braucht man nur die Genehmigung eines einzigen Besitzers einzuholen. Die Briten haben es diesbezüglich einfacher als in Kontinentaleuropa...
Das englische Modell ist nicht auf Kontinentaleuropa applizierbar. Reddi, ich bin überzeugt, Du wirst in Deutschland keinen Archäologen finden, der das englische Modell hier übernehmen will. Eine "genehmigungslose" Sondengängerei/Schatzsuche wird es hier nicht geben. Bestenfalls die Schaffung einer ähnlichen Datenbank. In Deutschland wären 16 solcher Funddatenbanken notwendig, da Denkmalschutz Ländersache ist... Fundstellendatenbanken, gekoppelt an geographische Informationssysteme gibt es bereits in Deutschland (siehe zB. in Sachsen
).
Das englische Modell in Deutschland, in Frankreich, ... wird ein Traum bleiben.
Herzliche Grüße,
André