Sch....Schatzsuchermagazine

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vtmue
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Beitrag von vtmue » 25.08.2008 07:43

masterTHief hat geschrieben:vtmue schrieb:
"Auslandseinsaetze von Archaeologen dienen der wissenschaftlichen Forschung und damit auch indirekt der Qualitaet der Lehre."
Ist das bei Inlandseinsätzen anders?
Gibt es hier nicht genug zu tun?
Sicherlich, aber zum einen gibt es Fachbereiche, deren Gegenstand nicht im Inland vorkommt (z. B. Vorderasiatische Archäologie). Zum anderen unterliegen die praktischen Forschungsvorhaben der Universitaeten ebenso der Reglementierung durch die Denkmalpflege.
masterTHief hat geschrieben:Warum dann das Gejammer der Archäologen darüber, daß für Forschungsgrabungen kein Geld vorhanden ist und selbst für Notgrabungen viel zu wenig?
Bitte, wie geschrieben, zwischen universitaerer Archaeologie und der Denkmalpflege unterscheiden. Letztere hat fast ueberall definitiv zu wenig Mittel.
masterTHief hat geschrieben:Das Ausland kann und darf ruhig mehr von unserer Geschichte erfahren als wir immer nur von der ausländischen.
Jetzt betreten wir duennes Eis. Um wessen Geschichte handelt es sich? Wem "gehoert" quasi die Geschichte? Duerfen "wir" provinzialroemische Geschichte forschen oder nur unsere italienischen Nachbarn? Im uebrigen ist die Geschichte unseres Kontinents bereits fortgeschrittener erforscht als etwa die Mittelamerikas oder des Nahen Ostens. Und wenn ich so durch die Angebote der Museen blicke, habe ich auch den begruendeten Eindruck, dass hier durchaus ein sehr starker Bezug zur Lokalgeschichte vorhanden ist.

Archaeos
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Beitrag von Archaeos » 25.08.2008 11:27

vtmue hat geschrieben:... kann ich sogar ein konkretes Beispiel zitieren. Er bekam einst Besuch, der ihm eine Kiste Metallgegenstaende hinstellte. Die Erklaerung dazu war, man haette sich fuer den Freizeitvertreib einen Metalldetektor gekauft und haette sich mittlerweile gedacht, dass "das Zeug vielleicht fuer's Museum interessant sei". Wann wie wo die einzelnen Gegenstaende geborgen wurden, war vergessen.

Ich kann es gut nachempfinden, wenn einem Archaeologen bzw. Denkmalpfleger bei so einem Fall die Hutschnur platzt.
Es ist genau das von dir angeführte Beispiel, das typisch ist für's Sondengehen ohne jegliche Kontrolle und Ausbildung. Archäologische Gegenstände werden von Hobby- oder Freizeitsuchern undokumentiert der Erde entnommen und verlieren aufgrund der fehlenden oder total ungenauen Fundortangaben jeglichen wissenschaftlichen Wert, wenn sie denn überhaupt gemeldet werden. Deshalb kann und darf es nicht angehen, dass weiterhin Metalllsuchgeräte frei verkauft werden oder dass über Schatzsucherzeitschriften Werbung für eine grundsätzlich denkmalschädigende Aktivität gemacht wird und sogar die Jugend zum Suchhobby ge-(ver-)führt wird.
Da hilft auch kein gesetzlich vorgeschrieber Handzettel in der Detektorverpackung, dass die geltenden Gesetze einzuhalten sind! Das Beispiel Frankreich hat gezeigt, dass die Sondler den Papierwisch nicht zur Kenntnis nehmen und lieber auf die irreführenden und verlogenen Aussagen ihrers "Detektorfachverkäufers" oder ihres Magazins hören.
vtmue hat geschrieben:... Keine Frage. Einem Sondengaenger mit mehr als drei Gehirnzellen wird es aehnlich gehen, sind es doch die fahrlaessigen (neben den kriminellen) Sondengaenger(n) die durch ihr Verhalten die ganze Gruppe in Misskredit bringen.
Zitat E. Laufer :
...dennoch ist [...] der Einstieg in die Illegalität schneller vollzogen, als es seitens vieler selbsternannter Forscher gern gehört wird

vtmue hat geschrieben:...
Aber, das frage ich Dich Archeos, von dem ich annehme dass Du Autofahrer bist: was empfindest Du, wenn Du Statistiken ueber Verkehrstote liest? Wie wuerdest Du empfinden, wenn die Gruppe der Radfahrer das Autofahren verbieten wollte, da dieses doch jaehrlich Tausende das Leben kostet? Wie wuerdest Du empfinden, wenn Dich die Partei der Fussgaenger diskriminieren wuerde und deren rechter Fluegel den Besitz, Handel und die Nutzung von Automobilen verbieten wollte?.
Die Fragen habe ich mir schon oft gestellt! Der Preis/Tribut, den wir der individuellen Mobilität zahlen müssen, ist viel zu hoch! Wer steckt denn dahinter: Die Automobilindustrie mit ihrer Lobby, welcher sich die Politiker nicht entziehen können. Grund: Für jede Einschränkung antwortet die Automobillobby mit dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen. Arbeitslosigkeit ist bekanntlich ein Thema, das wahlentscheidend ist :roll:
PS: An die Adresse der Fahrradlobby: wenn Autofahrer pro gefahrenen Kilometer so viele Verstösse gegen die Strassenverkehrsordnung begehen würden wie die Fahrradfahrer, dann wären es ein paar tausend Tote mehr im Strassenverkehr. :idea:

vtmue hat geschrieben:...Wir leben in einer Demokratie. Ein kluger Mensch hat einmal gesagt, dass das nicht die beste Staatsform ist, aber die beste die wir kennen. Demokratie bedeutet im Alltag oft einen Kompromiss zwischen den Belangen der [ich uebertreibe] "dummen Masse" und denen einer kleinen, hoch gebildeten Elite.
Treffende Formulierung.

vtmue hat geschrieben: In der angesprochenen Masse gibt es aber noch eine heterogene Gruppe, deren Mitglieder einen persoenlichen Anspruch erheben, ebenfalls nach Relikten forschen zu duerfen.
Das Recht auf Forschen ist im deutschen Grundgesetz verankert, was auch gut so ist. Der Haken an der Sache ist, dass das Sondengehen/Schatzsuche in den meisten Fällen ein Zeitvertreib, eine Freizeitbeschäftigung, ein Sammlen von Gegenständen, die Freude des Findens ist. Sammeln von antiken/alten Gegenständen ist lange noch nicht gleichbedeutend mit Forschung! :shock: :shock:
vtmue hat geschrieben: An dieser Stelle hat die "Elite" in einer Demokratie zwei Probleme:

1. Ist die genannte heterogene Gruppe zahlenmaessig stark, und der Rest der Bevoelkerung indifferent, so folgt aus unserer Staatsform, dass die Interessen der (waehlenden) Bevoelkerung die Expertenmeinung ueberstimmen.
Weshalb wohl versucht die Detektorlobby (Händler) die Zahl der Sondengänger noch oben zu drücken? Ostler hat, wenn ich nicht irre, vor über 20 Jahren von 300.000 Personen gesprochen. Antwort: Weil das Sondengehen, trotz seiner 20.000 - 40.000 Sondler in der BRD eine kleine marginale, schlecht organisierte Gruppe darstellt.


vtmue hat geschrieben: ... Den zweiten Punkt nenne ich, um auf den Weg zu verweisen, der einen gangbaren Kompromiss bedeutet. Wenn ein Sondengaenger nicht an Orten sucht, an dem bekannte oder zu erwartende Bodendenkmaeler vorkommen - durch deren Stoerung er das oeffentliche Interesse auf Bearbeitung durch eigens dafuer bestellte Experten verletzen wuerde - sondern sich stattdessen darum bemueht, durch dokumentierte Meldung seiner Funde an anderen Orten Informationen vor der Vernichtung zu retten, der Bearbeitung durch Experten zuzufuehren und so dem Gemeinwohl zu dienen, so vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen, was an seinem Handeln nicht legal sein sollte.
Ist ja legal, wenn der Sondler die notwendige Genehmigung hat, die notwendige Ausbildung genossen hat und die notwendige Betreuung erfährt.
vtmue hat geschrieben:Ich wuerde auch spekulieren, dass solange sich "gemaessigte" Archaeologen/Denkmalpfleger aus Angst, als "Nestbeschmutzer" beschimpft zu werden, nicht trauen, im eigenen Kreis fuer eine pragmatische und der Sache dienende Zusammenarbeit zu werben, durch die falsche und feige Solidaritaet im eigenen Kreise nicht zuletzt provoziert wird, dass auch "das andere Lager" seine Fronten verhaertet und eher interne Solidaritaet mit jenen uebt, die sich eigentlich durch ihr Verhalten fuer den guten Kompromiss ueber die Lagergrenzen hinweg disqualifizieren.
Man kann das auch andersrum sehen: immer noch, auch auf diesem Forum, gibt es Leute, die einen völlig illegal handelnden Sondengänger (Raubgräber) der Polizei nicht melden. Sie sprechen von Anschiss, Denunzierung ... Diese falsche Solidarität mit unverbesserlichen Denkmalschändern ist es, was die Archäologen der Sondengängerei allgemein vorwerfen.

Und weil Sondengänger in der Regel keine Artgenossen"anschmieren", so müssen es die Archäologen tun: am Samstag habe ich drei Sondengänger im Tarnlook von der Polizei überprüfen lassen. Resultat: sie sind dem Museum zwar bekannt, waren aber ohne jegliche Genehmigung unterwegs und melden nur wenn es ihnen passt. Einen von ihnen hat Eckhard Laufer live kennen gelernt, und zwar auf dem Römervicus von Dalheim (damals auch schon ohne Genehmigung)! :evil:
André

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RayRedditch
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Beitrag von RayRedditch » 25.08.2008 12:18

Andre´,
Hier ein link zum BAJR, ein Britische Archeolögische web blog. Frage dar mal über Sondengänger.
Ist ein freie´s platform. 8)

http://bajrblog.wordpress.com/
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Loenne
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Beitrag von Loenne » 25.08.2008 13:52

Hallo André,

alles was Du aufzählst, kann man auch von Lesefundsuchern und Archäologen behaupten.

Es gibt tausende von ungenehmigten, unausgebildeten und ohne jegliche Kontrolle agierende "Augensucher". Die sind teilweise seit 40-50 Jahren unterwegs und haben ganze Keller voll mit undokumentiertem Zeugs. Dafür habe ich konkrete Beispiele. Und dabei geht es nicht nur um Steine, sondern jede Menge an Keramik, Glas und auch Metallgegenständen.

Und wie verfahren wir in Zukunft mit den Archäologen? Sollen die von den Sondengänger "angeschmiert" werden, weil ihr es untereinander nicht tut? Möchtest Du ein paar Beispiele, wo Funde von Archäologen mit Absicht zerstört werden. Oder wie Funde vergammeln, weil sich keiner drum kümmert? Wie Kulturdenkmäler zerstört werden, weil jemand im Amt pennt? Beispiele von Diebstählen in Archiven, zu denen nur Archäologen Zutritt haben? Oder solche leckeren Geschichten wie die in Weilerswist mit den römischen Särgen? Hat man da nicht 4 Verdächtige verhört und dann schlagartig nie wieder etwas über die Geschichte gehört? Warum nur, mag sich da so mancher fragen? :wink:

Ich habe am WE mit Archäologen über diese Problematiken gesprochen und gefragt, ob man sowas wie absichtliche Fundzerstörung nicht zur Anzeige bringen sollte bzw. ein Amt das nicht sogar muss, wenn es davon weiß? Antwort:" Wer soll das denn machen und dafür die Verantwortung übernehmen, wenn man gegen Kollegen vorgeht?"

Man sollte grundsätzlich nicht mit Steinen werfen, wenn man selber im Glashaus sitzt.

Und Kinder und Jugendliche nicht an die Archäologie (egal, ob als Lesefundsucher oder Sondengänger) heranführen zu wollen, halte ich nicht nur für falsch, sondern geradezu katastrophal. Kinder sind unsere Zukunft und vor allem noch formbar. Aber evtl. verliert man als jemand, der sich nur mit der Vergangenheit beschäftigt, irgendwann den Blick für zukünftige Zeiten.

Gruß
Michael

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Beitrag von Archaeos » 25.08.2008 14:59

Loenne hat geschrieben: Es gibt tausende von ungenehmigten, unausgebildeten und ohne jegliche Kontrolle agierende "Augensucher". Die sind teilweise seit 40-50 Jahren unterwegs und haben ganze Keller voll mit undokumentiertem Zeugs.
...
Stimmt! Wahrscheinlich hatten es die Archäologen damals versäumt, diese Augensucher zu erziehen und zur Funddokumentation auszubilden. Wahrscheinlich hatte man sie geduldet, in dem Glauben, sie würden als "Augensucher" kaum Schaden anrichten, wobei sie irrten. Genauso duldet man heute verschiedene Sondler ohne sie zur Funddokumentation zu bewegen. :roll:



Loenne hat geschrieben:Möchtest Du ein paar Beispiele, wo Funde von Archäologen mit Absicht zerstört werden. Oder wie Funde vergammeln, weil sich keiner drum kümmert? Wie Kulturdenkmäler zerstört werden, weil jemand im Amt pennt? Beispiele von Diebstählen in Archiven, zu denen nur Archäologen Zutritt haben?...
Dass Funde vergammeln, weil sich niemand drum kümmert, das gibt's überall, meist aus Personal, Geld- und Zeitmangel. :roll:
Loenne hat geschrieben: Ich habe am WE mit Archäologen über diese Problematiken gesprochen und gefragt, ob man sowas wie absichtliche Fundzerstörung nicht zur Anzeige bringen sollte bzw. ein Amt das nicht sogar muss, wenn es davon weiß? Antwort:" Wer soll das denn machen und dafür die Verantwortung übernehmen, wenn man gegen Kollegen vorgeht?"
Man sollte grundsätzlich nicht mit Steinen werfen, wenn man selber im Glashaus sitzt.
Wenn absichtliche Fundzerstörung vorliegt, dann ist dies ein gravierender Fehler. Der sollte in jedem Fall zur Anzeige gebracht werden, ungeachtet der Position des betroffenen Archäologen oder Denkmalpflegers!

Loenne hat geschrieben:Und Kinder und Jugendliche nicht an die Archäologie (egal, ob als Lesefundsucher oder Sondengänger) heranführen zu wollen, halte ich nicht nur für falsch, sondern geradezu katastrophal. Kinder sind unsere Zukunft und vor allem noch formbar. Aber evtl. verliert man als jemand, der sich nur mit der Vergangenheit beschäftigt, irgendwann den Blick für zukünftige Zeiten.
Einverstanden, nur sollte man rechtzeitig und unmißverständlich die Begriffe "Schatzsuche" von "Archäologie" trennen!
Besonders die Presse trägt immer wieder zur Vermischung beider Begriffe bei, u.a. bei Funden mit Metalldetektor!
Beste Grüße nach Norden,
André
Zuletzt geändert von Archaeos am 25.08.2008 20:18, insgesamt 1-mal geändert.

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vtmue
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Beitrag von vtmue » 25.08.2008 17:36

Hallo zusammen,

ueber die vorherigen Beitraege freue ich mich. Archeos weist auf die fuer die Archaeologie verlorenen Informationen durch nicht ausgebildete und/oder angeleitete Sondengaenger hin.
Loenne hat diese richtige Aussage erweitert, indem er anfuehrt, dass auch unter Lesefundlern, Archaeologen und/oder Denkmalpflegern Faelle vorkommen, die von ihren Auswirkungen her den schwarzen Schafen unter den Sondengaengern das Wasser reichen koennen.

Darueber freue ich mich, weil drei Punkte dabei klar herausgestellt werden:

1. Die Erforschung und Bewahrung unserer geschichtlichen Identitaet, welche zumeist eine Gratwanderung zwischen Denkmalschutz und Archaeologie darstellt, liegt einer Gruppe von Menschen am Herzen, die aus Vertretern der verschiedensten "Genre" zusammengesetzt ist: Archeologen, Denkmalpfleger, Historiker, Lesefundler, Sondengaenger - und diversen Mischformen daraus.

2. Es ist unsinnig und kontraproduktiv, bei der Unterscheidung von "gut und boese" an den "Genregrenzen" festzuhalten: wie wir gelesen haben gibt es ueberall schwarze Schafe.

3. Der Weg nach vorne, um die Verhaeltnisse zu verbessern, kann nur in der Information, Ausbildung und damit der Zusammenarbeit liegen. Auf der anderen Seite muss Strafe fuerchten, wer sich grob fahrlaessig oder willentlich Vergehen schuldig macht. Ungeachtet dessen, ob er/sie nun Hobbysondler, Amtsarchaeologe oder (Vorsicht: Ironie) Bundeskanzler ist.

Vieles kann nur besser werden. Aber nicht von alleine. Mit einer guten Portion Sachlichkeit, Selbstkritik und Willen zur Veraenderung kann man aber viel erreichen.
"Unser" Problem hier bei DIGS ist allerdings, dass die Denkmalpflege Macht ihres Amtes wohl den ersten Schritt machen muesste. Das scheint aber unglaublich schwer zu fallen. Zumindest in BW.

Beste Gruesse
vtmue

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RayRedditch
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Beitrag von RayRedditch » 25.08.2008 18:09

Ich frage mir, wieso nicht mehr LDA´s kursussen anbieten, wie dem Englische Museums das macht ? So werde kein (Oder sehr weinig) unausgebildet Sondergänger unterwegs, und beide hatte was davon, oder nicht ?
Bin Ausländer, aber zuhause überall. Aber vorall bin Ich MENSCH !! Du Auch?

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Beitrag von Archaeos » 25.08.2008 19:17

RayRedditch hat geschrieben:Ich frage mir, wieso nicht mehr LDA´s kursussen anbieten, wie dem Englische Museums das macht ? So werde kein (Oder sehr weinig) unausgebildet Sondergänger unterwegs, und beide hatte was davon, oder nicht ?

Nun mal der Reihe nach. Aus- und Fortbildungskurse für Sondengänger sind längst meine Forderung. Aber wer soll das bezahlen? Die Allgemeinheit, damit eine Handvoll Detektorgrosshändler sich die Taschen füllen. Nee, nee , so nicht! Die Händler mit ihren Sch....schatzsucherzeitschriften, mit ihren Werbesendungen in Funk und Fernsehen verkaufen unzählige MD und kassieren mächtig ab, während die Denkmalpfleger einer Horde ungebildeter, disziplinloser und plündernder Sondengänger ausgestzt sind. SO NICHT!
Es ist nicht die Aufgabe der Bodendenkmalpflege, Kindermädchen oder Gendarme für eine triviale Freizeitbeschäftigung ohne grossen wissenschaftlichen Anspruch zu spielen. :idea: :idea: :idea: Die Denkmalpflege hat genug zu tun mit Planungs- und Bauvorhaben aller Art.

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Loenne
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Beitrag von Loenne » 25.08.2008 19:43

Falscher Gedankenansatz André, die Detektorhändler verkaufen ihre Detektoren so oder so. Ob ausgebildet wird oder nicht, ist denen recht schnuppe. Ohne Ausbildung lassen sich vielleicht sogar noch mehr Detektoren absetzen als ohne. Allerdings solltes Du mal von der Vorstellung runterkommen, dass das ein riesiges Geschäft ist. Wie viele Detektoren werden denn in Deutschland pro Jahr verkauft? 1.000, 2.000, 3.000? Halte ich schon für sehr hoch gegriffen. Durchschnittspreis vielleicht 6.00,-- € ???? 20% Marge?? Macht bei 2.000 Detektoren 240.000,-- €. Durch wie viele Händler? Vielleicht 5? Macht pro Nase 48.000,-- € Gewinn vor Kosten und Steuern. Einfach lächerlich. Davon könnte ich nicht mal leben. Selbst wenn es das Doppelte wäre, würde ich damit nicht anfangen wollen.

Und sehr viel wichtiger, natürlich soll die Allgemeinheit für die Ausbildung aufkommen. Wer denn sonst? Schließlich stelle ich meine Zeit, mein Knowhow, mein Benzingeld und meine Detektoren der Allgemeinheit zur Verfügugn, um Funde zu bergen und der Forschung zu dienen.

Und wenn die Ausbildung nicht die Sache der Denkmalschutzbehörden sein soll, wer soll es denn Deiner Meinung nach machen - die Detektorhändler? :wink:

Gruß
Michael

dappeler
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Beitrag von dappeler » 25.08.2008 20:31

Hi @ all:
In Hessen werden ja Weiterbildungen angeboten. Ein Kurs kann allerdings nur mit max. 15 Teilnehmern besetzt werden, Kosten für Anfahrt und VErpflegung sowíe die Kursgebühr i. H. von derzeit € 15 sind ebenfalls vom Teilnehmer zu tragen.

Hier könnte doch die Amtsarchäologie ansetzen, indem "Pflichtkurse" vor Erteilung einer NFG zu belegen sind......
Daß die Allgemeinheit für die dabei entstehenden Kosten aufkommen wird, da "wir" ja unsere ZEit, Benzingeld etc. investieren - Fehlanzeige, das werden wir niemals erleben.

Es bleibt also als ehrenamtlicher Geländebegeher auch mit Metallsonde nur das Interesse und Engagement des Einzelnen, der sich weiterbilden will und kann
Gruß vom dappeler
Zuletzt geändert von dappeler am 25.08.2008 20:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Archaeos » 25.08.2008 20:31

Loenne hat geschrieben:...
Und wenn die Ausbildung nicht die Sache der Denkmalschutzbehörden sein soll, wer soll es denn Deiner Meinung nach machen - die Detektorhändler? :wink:
Gruß
Michael
Die Detektorhändler sicherlich nicht. Ausser Halbwahrheiten, Lügen und Falschinformation haben die quasi noch nie was zum Denkmalschutz beigetragen! Aber sind die Denkmalbehörden dafür zuständig, eine Freizeit- und Spassgesellschaft mit all ihren Auswüchsen und Idiotien zu amüsieren? NEIN!

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vtmue
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Beitrag von vtmue » 25.08.2008 21:01

Loenne hat geschrieben:[..]
Und sehr viel wichtiger, natürlich soll die Allgemeinheit für die Ausbildung aufkommen. Wer denn sonst? Schließlich stelle ich meine Zeit, mein Knowhow, mein Benzingeld und meine Detektoren der Allgemeinheit zur Verfügung, um Funde zu bergen und der Forschung zu dienen.
Wenn das hier ein Drama waere, wuerde jetzt die Rolle der Allgemeinheit im schwachen Spotlicht die leere Buehne betreten und sinnieren:
"Dem Loenne und Seinesgleichen will ich gerne Hilf gewaehren.
Gerecht ists, dass wer verausgabt durch den Dienst am andern
sich auch an meiner (schlaffen) Brust darf naehren!
Doch was mit jenen, die listig dort in seinem Schatten kriechen?
Im Dunkel selbst den Goldglanz in den Augen, Gier der Antrieb -
sollten die nicht besser alle siechen?
"
Und wenn die Ausbildung nicht die Sache der Denkmalschutzbehörden sein soll, wer soll es denn Deiner Meinung nach machen - die Detektorhändler? :wink:
Das trifft ins Schwarze.
Weil ich gerade an anderer Stelle von Hessen gelesen habe: vielleicht wuerde sich ja der eine oder andere "Amtliche" freuen, wenn von Seiten der Sondengaenger ein Recht auf NFGs eingeklagt wuerde, dies einen Anschub der Anleitung/Ausbildung und damit eine Mittelerhoehung dafuer zur Folge haette?
Unser Staat hat ja nicht zuletzt deswegen mehrere Apparate, damit der eine mal einem anderen in eingerostete Teile treten kann.

Aber um auf dem Boden zu bleiben: wie teuer kann ein Kurs sein? Dafuer muessen ja keine zusaetzlichen Kraefte eingestellt werden. Die Ministerien muessen darueber beraten und einen Plan nebst Material erarbeiten. Wenn man clever ist, macht das eine bundesweite Arbeitsgruppe. Wenn dann ein Kurs zwei mal im Jahr Freitag (Teilnehmer nimmt einen Tag Urlaub, das kann man verlangen) und Samstag (Leiter erhaelt dafuer Ueberstundenausgleich) stattfindet und eine Teilnahmegebuehr von 50€ pro Tag und Person inkl. Material und Getraenken anfaellt, finanziert sich das direkt selbst. Vom indirekten Nutzen will ich gar nicht anfangen...

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StefanGlabisch/Entetrente
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Beitrag von StefanGlabisch/Entetrente » 25.08.2008 21:55

:D Guten Abend !

Ich weiß ganz sicher das André davon überzeugt ist, das genehmigte, meldende Sondengänger in überschaubarer Zahl, der Denkmalpflege eine unersetzliche Hilfe sind.

Und in seinem Land hat er beste Kontakte zu einem ganzen kleinen Heer von Helfern. Mit und ohne Detektor !

André, wie viele (über den Daumen) sind es ?

Wie ist deren Ausbildungsstand ? Kurse ? Hausbesuche ? Betreuung ?

Was investiert Luxemburg in den einzelnen Feldbegeher ? Was in den Sondler ?

Ihr hattet schon Treffen. Mit Brötchenverpflegung. Und wie viele sind heute noch dabei ? Wie viele im Sumpf, im Nirwana verschwunden ?

Wie viele würdest du vertrauensvoll ansprechen können wenn ein wichtiges Projekt fertig gestellt werden muß ?

Bitte versteh: Ich nehme euch mal als Musterland.
Rechne mal hoch. Und überlege wie hoch die Zahl der sinnvoll einzusetzenden Sondler in Deutschland WÄRE.


Bin sehr auf deine Antwort gespannt.


Besten Gruß

Stefan
Vermittler nur für faire Archäologen und meldewillige Sondengänger.

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Pfälzer/Jürgen Hahn
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Beitrag von Pfälzer/Jürgen Hahn » 25.08.2008 22:17

@André
Polemik ist keine Waffe, sondern ein Bumerang.
© Erwin Koch, (*1932), deutscher Aphoristiker
Quelle : »Beim Denken abgefallen…«, edition fischer, Frankfurt/Main

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RayRedditch
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Beitrag von RayRedditch » 25.08.2008 23:23

Andre´,
De leute auf BAJR sollte gern ein dialög mit dir angehen.
Hier ist ein direkt link zu einen Archäolog namens David.

http://www.bajr.org/BAJRforum

Er wartet auf deinen meinung :roll:

Mfg Ray
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